Neuer Höchststand bei Sprengungen von Geldautomaten

Stand: 03.12.2022, 13:42 Uhr

Sprengungen von Geldautomaten verursachen in Nordrhein-Westfalen Schäden in Millionenhöhe und gefährden zunehmend Anwohner im Umfeld der Automaten. Im Rahmen der Innenministerkonferenz wurde jetzt bekannt: 2022 wird deutschlandweit ein neuer Höchststand erreicht.

Von Peter Neuhaus

Das Problem ist nicht neu, aber es spitzt sich weiter zu. Rund 450 Geldautomaten wurden nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" in diesem Jahr schon in Deutschland gesprengt. Das ist ein neuer Höchststand.

Die meisen Täter kommen aus den Niederlanden

Auch in NRW erwartet der Bund Deutscher Kriminalbeamter, dass die Zahlen aus der Vergangenheit übertroffen werden. Deren Landesvorsitzender, Oliver Huth, sagte dem WDR, dass die Täter zu 80 bis 90 Prozent aus den Niederlanden kommen.

Sie hätten sich auf Sprengungen spezialisiert, seitdem die Geldautomaten mit Gasgemischen nicht mehr zu knacken sind. Immerhin soweit haben die Automaten-Aufsteller nachgerüstet. Aus Sicht des BDK ist das aber zu wenig. Neue Technik müsse eingesetzt werden, die das Geld bei einer Sprengung unbrauchbar macht, zum Beispiel, indem es eingefärbt wird.

Klebstoff macht Scheine unbrauchbar

"Das neuste auf dem Markt ist eine Verklebetechnik. Wird ein Geldautomat gesprengt, läuft Klebstoff über die Geldscheine. Da bleibt dann nur noch eine Art Fußball aus Scheinen und Kleber übrig, der nicht zu verwenden ist. Diese Technik kostet Geld und diese Investitionen scheuen die Banken, weil sie es rechtlich nicht müssen", erklärte Huth.

Er verweist auf das Beispiel Frankreich, wo es gesetzliche Vorgaben gibt. Dort seien die Fallzahlen entsprechend gesunken. Was man nicht gebrauchen kann, wird auch nicht geklaut.

Aufrüstung bald Pflicht?

Gesprengter Geldautomat in Rheine | Bildquelle: wdr

Bisher setzt die Politik in Deutschland darauf, dass die Banken freiwillig nachrüsten. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius kündigte am Freitag (02.12.2022) an, die Lage in den nächsten Monaten genau zu beobachten. Sollte keine Bewegung in die Sache kommen, will er eine Gesetzesinitiative starten, um Banken und Sparkassen zum technischen Aufrüsten zu verpflichten.

Der BDK sieht dringenden Handlungsbedarf, nicht nur bei den technischen Vorkehrungen, sondern auch auf der anderen Seite der Grenze. "Das ist für Deutschland importierte Kriminalität", sagte Huth. Das eigentliche Problem liege in den Niederlanden. Berufskriminelle seien dort in Netzwerken organisiert und würden sich akribisch auf die Taten vorbereiten.

Sprengungen trainiert

Es wurden sogar schon Geldautomaten bestellt unter dem Vorwand, sie sollten in einem Film auftauchen. Tatsächlich wurden damit Sprengungen trainiert. Huth forderte mehr Unterstützung von den niederländischen Ermittlern durch Hinweise darauf, wo sich Tätergruppen bilden und Geldautomatensprengungen bei uns vorbereitet werden.

In den Niederlanden selbst gehen die Fallzahlen übrigens zurück, auch weil dort weniger mit Bargeld bezahlt wird und weniger Geldautomaten aufgestellt werden.