Solidarität mit Frauen im Iran: Schauspielerinnen schneiden sich Haare ab

Stand: 10.10.2022, 20:42 Uhr

Zahlreiche deutsche und französische Schauspielerinnen haben sich aus Solidarität mit den Demos im Iran Haare abgeschnitten. Das Abschneiden gilt als besonderes Zeichen der Selbstbestimmung.

Aus Solidarität mit den protestierenden Menschen im Iran haben sich deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler vor laufender Kamera Haare abgeschnitten. Das Video, das von mehreren Stars auf Instagram gepostet wurde, ist gut zweieinhalb Minuten lang. Darin trennen sich etwa Katharina Thalbach, Meret Becker, Lina Beckmann, Ronald Zehrfeld und Jasmin Tabatabai von Haarsträhnen.

Insgesamt sind rund 40 Menschen sind in dem Video nach und nach zu sehen. Im Text dazu steht auf Englisch: "In Solidarität mit allen Menschen, die gerade im Iran protestieren. Wir nehmen Euch wahr. Wir stehen an Eurer Seite."

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Aus Protest gegen das brutale Vorgehen iranischer Sicherheitskräfte gegen regierungskritische Demonstranten hatten sich zuvor bereits rund 50 berühmte französische Schauspielerinnen und Sängerinnen Haare abgeschnitten, darunter Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche. In einem am Mittwoch bei Instagram veröffentlichten Video taten es ihr unter anderem Marion Cotillard, Charlotte Rampling und Charlotte Gainsbourg gleich.

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"Sie starb, weil sie ein paar Haarsträhnen sehen ließ"

Mit der Aktion wollen sich die Frauen solidarisch mit den Protesten im Iran zeigen, die seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini anhalten. Sie wurde von der Sittenpolizei in Teheran festgenommen unter dem Vorwurf, ihr Kopftuch in der Öffentlichkeit zu lose getragen zu haben - und ist danach - am 16. September - gestorben. Die Ursache ihres Todes ist bisher noch ungeklärt.

Solidarität mit den Protesten im Iran: Frauen schneiden sich Haare ab

Frauen weltweit schneiden sich aus Solidarität Haare ab. Das Abschneiden ist ein besonderes Zeichen - weil Frauen im Iran ihr Haar bedecken müssen. Mit der Aktion wollen sich die Frauen solidarisch zeigen mit den Protesten im Iran, die seit dem Tod von Mahsa Amini anhalten.

Bei einer Demonstration in Madrid am 1. Oktober schneidet sich eine Frau Haare ab.

Die Iranerin Nasibe Samsaei schneidet sich bei Protesten vor dem Iranischen Konsulat in Istanbul ihre Haare.

Auch in Brüssel wurde nach dem Tod von Mahsa Amini demonstriert.

Und nicht nur Frauen: Auch ein Demonstrant in Zyperns Hauptstadt Nikosia schneidet sich Haare ab.

Bei einer Demo in Istanbul zeigt eine Frau durch das Abschneiden von Haaren ihre Solidarität mit Frauen im Iran.

Bei einer Demonstration in Berlin am 01. Oktober sind laut Polizeiangaben rund 5.000 Menschen unterwegs gewesen, auch hier haben sich Demonstrantinnen die Haare geschnitten.

Die französischen Schauspielerinnen Isabelle Huppert, Marion Cotillard und Juliette Binoche (v.l.n.r.) schneiden sich im Zeichen der Solidarität mit den iranischen Frauen Haare ab.

"Sie starb, weil sie ein paar Haarsträhnen sehen ließ", schreibt Marion Cotillard auf Instagram. Seit dem Tod der Frau demonstrieren Menschen im Iran und weltweit gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie den Kopftuchzwang.

Haare schneiden aus Protest

"Das iranische Volk, allen voran die Frauen, demonstrieren unter Einsatz ihres Lebens. Dieses Volk hofft nur auf den Zugang zu den grundlegendsten Freiheiten", heißt es in einem begleitenden Text zu dem Video der französischen Schauspielerinnen. "Es ist unmöglich, diese schreckliche Unterdrückung nicht immer und immer wieder anzuprangern."

Viele weitere Frauen weltweit haben sich bereits aus Solidarität mit den Frauen im Iran Haare abgeschnitten - und auch Männer haben sich auf diese Weise solidarisiert.

Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gelten im Iran strenge Kleidungsvorschriften, insbesondere für Frauen. Regeln wie das Tragen eines Kopftuchs zur Verschleierung der Haare werden von der Regierung durch die Sittenpolizei teils mit Gewalt durchgesetzt. Denn offene, lange Haare gelten in der konservativen islamischen Lehre als verführerisch und sind dem Ehemann vorbehalten. Die Haare abzuschneiden wird nun als Akt der Selbstbestimmung und als Protest gegen eine vorgegebene Vorstellung von Weiblichkeit aufgenommen.

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