Schulstart in NRW: So wuppen Familien den Distanzunterricht

Stand: 12.04.2021, 06:00 Uhr

Nach den Osterferien in NRW ist die Schule wieder losgegangen. Für die allermeisten Schüler bedeutet das: Distanzunterricht. Wie ist das zu schaffen? Drei Familien berichten.

Von Jörn Seidel

Montagmorgen in NRW. Der erste Schultag nach den Osterferien. Die Bonner Geschwister und Grundschüler Emma und Joschua bleiben trotzdem zu Hause. Distanzunterricht. Mal wieder. So hat es die Schulministerin am Donnerstag zur Überraschung vieler Schüler, Eltern und Lehrer verkündet.

Familie in Bonn: Distanzunterricht mit Großvater

Vater Jens F. und seine Frau sind am Montag im Homeoffice. Parallel betreuen sie daheim noch das jüngste der drei Kinder, weil sich die Familie der Tagesmutter mit Corona infiziert hat.

Trotzdem sagt der Vater: "Wir haben Glück." Denn beim Homeschooling hilft der Großvater mit. Der kam am Sonntag extra aus Berlin angereist.

Familie in Köln: Mutter betreut sechs Kinder

Simone-Chantal Büttgenbach aus Köln kriegt es mit ihren zwei Schulkindern sogar weitgehend ohne Großeltern hin. Der große Sohn, Marc-Aurel, lernt oben im Haus, aber seine Motivation ist eher im Keller. So berichtet es die Mutter und hat dafür großes Verständnis. Als 13-Jähriger möchte man halt lieber Freunde in der Schule treffen als antike Griechen im Homeschooling.

Sein kleiner Bruder Julius-Alexander macht seine Schulaufgaben derweil im Erdgeschoss. Dort betreut Büttgenbach vier kleine Mädchen in der Tagespflege. Die freuen sich, wenn der Grundschüler kommt und überlassen ihm gerne einen der Räume.

Oft auch nachmittags Schulaufgaben

Mit Marc-Aurel steht Büttgenbach stets per Videochat im Kontakt. Und so versorgt die Mutter parallel sechs Kinder, bevor sie nachmittags oft noch weiter bei den Schulaufgaben hilft.

Auch der Vater trägt zum Gelingen des Ganzen bei. Abends kocht er das Essen vor - sogar für die Kinder in der Tagespflege.

"Es ist schon ein riesiger Organisationsaufwand. Aber wir wuppen das zusammen", sagt Büttgenbach. "Viele andere Familien haben es da deutlich schwerer."

Möchengladbach: Ohne Notbetreuung geht es nicht

Auch Hilka Thiel aus Mönchengladbach sagt: "Vielen geht es schlechter." Dabei hat sie als alleinerziehende Mutter mit zwei Söhnen im Haus ebenfalls einiges zu wuppen. Sie arbeitet für einen mobilen Pflegedienst und ist häufig erst am frühen Abend zu Hause.

Zum Schulstart am Montag ändert sich für ihre Familie nicht viel. Denn ihr Jüngster, der zwölfjährige Maarten, nimmt an der Notbetreuung teil. Das klappe recht gut, berichtet die Mutter.

Ihr großer Sohn, Oliver, macht eine Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik. Berufsschule hat er schon seit vergangenem Jahr nur als Online-Unterricht.

Grundsätzlich funktioniere das mit den vielen Video-Konferenzen gut, sagt Oliver Thiel. "Aber ich lass mich zu Hause zu sehr ablenken." Vor ihm liegt das Handy und neben ihm steht die Playstation. "Ich beteilige mich weniger am Unterricht." Dadurch befürchtet er schlechtere Noten. Auch deshalb hofft er wie so viele andere Schüler auch, dass die Zeit des Online-Unterrrichts nicht mehr allzu lange dauern wird.