Ein Schüler schläft mit dem Kopf auf seinem Tisch im Klassenzimmer

Späterer Unterrichtsbeginn: An vielen Schulen in NRW bald Realität?

Stand: 16.07.2022, 20:28 Uhr

Schulen in NRW sollen bald wieder selbst bestimmen dürfen, wann morgens der Unterricht beginnt. Viele fordern das schon lange - für einen späteren Beginn sprechen auch Studien aus der Schlaf-Forschung.

Die Schulen in NRW sollen nach dem Willen der neuen schwarz-grünen Koalition die Möglichkeit für einen späteren Unterrichtsbeginn am Morgen bekommen. So steht es im Koalitionsvertrag. Und so hatte es die ehemalige Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) auch wegen Corona schon erlaubt. Nun greift die neue Schulministerin Dorothee Feller (CDU) das Thema wieder auf.

Auch Unterrichtsbeginn um 9 Uhr soll möglich sein

Dorothee Feller, CDU, Ministerin für Schule und Bildung, NRW

Dorothee Feller (CDU), NRW-Schulministerin

"Wir haben im Zukunftsvertrag festgehalten, dass wir die Eigenverantwortung der Schulen grundsätzlich stärken wollen. Dazu gehört auch, dass wir ihnen die Möglichkeit geben wollen, den Schulbeginn auf bis zu 9 Uhr festzulegen", sagte Feller der "Rheinischen Post".

Allerdings wäre dafür jeweils ein Beschluss der Schulkonferenz erforderlich, dem höchsten Gremium an jeder Schule. Denn in diese Entscheidung sollten nicht nur die Verkehrsunternehmen und Kommunen, sondern auch die Eltern eingebunden werden, so Feller. Sie müssten schließlich Familie und Beruf miteinander vereinbaren.

Schlaf-Forschung: Späterer Schul-Beginn sinnvoller

Hinter der Idee, den Unterricht morgens später beginnen zu lassen, stecken handfeste wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Studienlage zeige "eindeutig, dass ein planmäßiger Unterricht um 8 Uhr morgens dem aktuellen Kenntnisstand widerspricht", so Jonathan Focke von der WDR-Wissenschaftredaktion Quarks.

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So hat zum Beispiel ein Forschungsteam der Uni Marburg herausgefunden, dass Jugendliche zu wenig schafen - unter anderem wegen des frühen Schulbeginns. An der Studie nahmen 8.800 Jugendliche teil.

Durch Schlafentzug bleiben weniger Lerninhalte hängen

Und die Müdigkeit hat Folgen. "Chronischer Schlafentzug führt dazu, dass sich Lerninhalte nicht gut im Langzeitgedächtnis einnisten können. Genauso verschlechtern sich die Zensuren, wenn der Schlaf dauerhaft weniger als sieben Stunden pro Nacht dauert", so Focke und verweist auf eine Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Unis Groningen und München.

Auf Grundlage dieser und weiterer Studien sei die Sache klar, so Focke: Schulunterricht sollte besser später beginnen als bisher. "Ein Beginn ab 8.30 Uhr, besser aber 9 oder sogar 10 Uhr würde vielen Jugendlichen guttun."