Studie: Sieben Stunden Schlaf sind ab dem mittleren Alter optimal

Stand: 02.05.2022, 22:01 Uhr

Babys können am Tag 16 Stunden schlafen. Je älter sie werden, desto kürzer wird ihr Schlaf. Das Optimum im mittleren und hohen Alter haben Forscher jetzt ermittelt.

Sieben Stunden Nachtruhe sollen demnach die ideale Schlafdauer sein. Das berichten US-amerikanische und chinesische Wissenschaftler im Fachblatt "Nature Aging". Wesentlich mehr oder weniger Schlaf sei mit einer Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit sowie schlechteren geistigen Leistungen verbunden, so das Fazit der Studie.

Benötigter Schlaf ist genetisch bedingt unterschiedlich

Dr. Alfred Wiater von der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin bezeichnet die sieben Stunden im Gespräch mit dem WDR als "gute Zeit". Andere Studien würden dies bestätigen. Er warnt jedoch davor, das Ergebnis zu dogmatisch zu betrachten: "Es gibt Menschen - das ist so genetisch vorgegeben -, die kommen mit sechs Stunden aus. Andere brauchen acht Stunden. Das ist so noch im Rahmen des Normalen." Auf dem Weg zu ihrem Fazit haben die Forscher der Universitäten Cambridge und Fuhan Daten von fast 500.000 Erwachsenen im Alter zwischen 38 und 73 Jahren untersucht, die in der britischen Datenbank "UK Biobank" gesammelt waren. Die Probanden wurden zu ihrem Schlafverhalten, ihrer psychischen Gesundheit und ihrem Wohlbefinden befragt und nahmen darüber hinaus an einer Reihe kognitiver Tests teil.

Für fast 40.000 Teilnehmer lagen MRT-Bilder des Gehirns sowie genetische Daten vor. Die Auswertung all dieser Informationen ergab, dass sowohl eine zu kurze als auch eine zu lange Schlafdauer eine geringere Aufmerksamkeitsspanne sowie schlechtere Problemlösungsfähigkeiten zur Folge hatte. Auch ihre psychische Gesundheit litt: Menschen mit zu viel oder zu wenig Schlaf zeigten mehr Symptome von Angst und Depression und insgesamt ein geringeres allgemeines Wohlbefinden.

Zu wenig und zu viel Schlaf stören den Stoffwechsel

Wiater bestätigte, dass sowohl zu wenig als auch zu viel Schlaf "Probleme" mache, was sich auch in Herz-/Kreislauferkrankungen äußern könne. Man wisse seit einigen Jahren zudem, dass "im Schlaf Stoffwechselprodukte aus dem Gehirn abtransportiert werden". Wenn Menschen zu wenig schlafen und das nicht passiere, führe das dazu, dass "sich diese Stoffwechselschlacken im Gehirn ansammeln", was später zu Alzheimer und demenziellen Erkrankungen führen könne. Zu viel Schlaf sei erst in den letzten Jahren intensiver erforscht worden, so Wiater weiter. Man dürfe jedoch davon ausgehen, dass die Stoffwechselsysteme dadurch durcheinanderkommen und "das Folgen für weitere Körperfunktionen und auch geistige Funktionen hat".

Die Forscher der Studie weisen selbst darauf hin, dass die Studie keine Kausalität beschreibe. Wenn jemand also zu wenig oder zu viel schläft, passiert nicht zwangsläufig dies oder jenes. Die Ergebnisse deuteten aber darauf hin, dass eine unzureichende oder übermäßige Schlafdauer ein Risikofaktor für den kognitiven Abbau im Alter sein könnte. So betont Autor Jianfeng Feng: "Wir können zwar nicht endgültig sagen, dass zu wenig oder zu viel Schlaf kognitive Probleme verursacht, aber unsere Analyse, die Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg betrachtet, scheint diese Idee zu unterstützen."

Wiater gibt Tipps für den gesunden Schlaf

Neuropsychologin und Mitautorin Barbara Sahakian ergänzt, das guter Schlaf in allen Lebensabschnitten wichtig sei, besonders aber im Alter: "Wege zu finden, um den Schlaf älterer Menschen zu verbessern, könnte entscheidend sein, um ihnen zu helfen, ihre geistige Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten und einen kognitiven Abbau zu vermeiden, insbesondere bei Patienten mit psychiatrischen Störungen und Demenzerkrankungen."

Wiater hat ein paar Tipps für einen gesunden Schlaf parat. Morgens solle man für eine halbe Stunde rausgehen und sich dem natürlichen Sonnenlicht stellen - auch, wenn es bewölkt sei. Das helfe dem Serotonin-Spiegel auf die Sprünge und das "Glückshormon" mache uns fit. Es sei auch die Ausgangssubstanz dafür, dass man abends das "Einschlafhormon" Melatonin produzieren könne. Und dazwischen: "Mittags gerne einen Powernap. Das macht fit, nicht länger als 20 Minuten. Man braucht gar nicht in einen Tiefschlaf zu kommen. Trotzdem macht uns das auch geistig fit." Für den Nachmittag empfiehlt der Experte, sich mit einem Workout auszupowern, ehe man dann abends ein Timeout nehme. Dann solle man aber nicht nur innerlich, sondern auch Geräte wie Smartphone und PC abschalten.