Ivan Stukert umringt von Kindern im ukrainischen Kinderheim in Smila

Bochumer Verein rettet Ukrainer aus umkämpften Gebieten

Stand: 20.05.2022, 14:48 Uhr

Mit einem Netzwerk von 200 Zivilisten in der Ukraine unterstützt eine private Initiative aus dem Ruhrgebiet Familien in den Kriegsgebieten. Nicht selten riskieren sie dabei ihr eigenes Leben.

Von Carmen Krafft

Auf dem Video macht die 29-jährige Julia einen erschöpften, aber erleichterten Eindruck. Gerade steigt die hochschwangere Ukrainerin mit ihren beiden Kindern - sieben und zwölf Jahre - in Lünen aus einem schwarzen Sprinter. Fünf Tage brauchte die junge Witwe, um aus ihrer Heimat Donezk über Russland und dem Baltikum zu fliehen. Viermal wechselte die Familie planmäßig das Auto.

Netzwerk ukrainischer Zivilisten

Julia (29) aus Donezk mit ihren Kindern im Bus bei der Ankunft in Lünen

Julia (29) aus Donezk floh mit ihren Kindern

Am Ende nahm sie Ivan Stukert mit seinem Team von der Gesellschaft Bochum Donezk in Warschau in Empfang. "Da hat unser ganzer Bus vor Rührung geweint." Der 37-jährige Familienvater war selbst mehrere Tage in der Ukraine unterwegs. Er koordiniert ein Netzwerk von Helfern und versorgt diese zum Beispiel mit Medikamenten und Verbandszeug.

Familienvater starb beim Einsatz

Die Gesellschaft Bochum Donezk sammelt für die Hilfseinsätze

Viele helfen: Bochum Donezk sammelt

"Wir hatten tagelang keinen Kontakt mit Julia und waren froh, dass die Flucht geklappt hat", so Stukert. Julias Mann Gregori war vor wenigen Tagen bei einem Hilfseinsatz von einem Granatsplitter getroffen worden. "Er ist der achte aus unserem Netzwerk, der getötet wurde." Gregoris Aufgabe sei es gewesen, Wasser zu verteilen.

Verein organisiert die Flucht

Die Gesellschaft Bochum Donezk ist seit 30 Jahren in der Region tätig und rettet regelmäßig Familien aus umkämpften Gebieten wie Donezk. "Wir besorgen die Pässe und organisieren die Passagen", sagt Stukert. Er erzählt: Über private Spenden wird Geld gesammelt. Dies wird auch benötigt, damit Separatisten Flüchtende passieren lassen.

Menschen in Kellern helfen

Hilflose Seniorin in einem Kellerversteck

Ohne Nahrung: Bewohnerin im Kellerversteck

Möglich ist das, weil der Verein viele Spenden sammelt. Ivan Stuckert ist sicher, dass die noch lange benötigt werden. "Wir wollen jetzt Orte in der Nähe von Donezk aufsuchen. Da waren noch keine Helfer, aber es harren auch dort Menschen in Kellern aus." Womöglich ohne Nahrung und ohne Wasser.