Der Fahrrad-Pannenbus

Unterwegs mit dem Fahrrad-Pannenbus

Stand: 20.07.2022, 12:16 Uhr

Reifen platt, Kette gerissen, Schaltung kaputt: Stefan Lill aus Hattingen hilft mit seiner mobilen Werkstatt - im ganzen Ruhrgebiet ist er mit seinem Fahrrad-Pannenbus unterwegs.

Von Maren Bednarczyk

Morgens, 10 Uhr, Hattingen: Es sind jetzt schon Temperaturen knapp an die 30 Grad und die Sonne brennt auf Stefans kleine Werkstatt. Sie ist im Grünen gelegen, fast malerisch umgeben von Feldern, Wäldern und Bauernhöfen. Direkt davor steht sein Pannenbus. Aus einem großen Schrank holt er vor allem Schläuche und packt sie hinten auf die Ladefläche: "50 Prozent der Reparaturen sind platte Reifen", sagt der 38-Jährige, der selbst gern Fahrrad fährt.

Viele Reparaturen: Vertrauenssache

Stefan Lill vor seinem Bus

Stefan Lill an seinem Fahrrad-Pannenbus

Kaum hat er alles eingepackt, kommt der erste Anruf: Ein kaputtes Lastenfahrrad in Witten. Stefan verabschiedet sich von seinem dreijährigen Sohn Felix und seiner Frau, dann geht es auch schon los. In dem Fall sind die Besitzer gar nicht zu Hause, sie haben nur einen Schlüssel hinterlegt - das käme häufiger vor, sagt der Pannenbusfahrer, die Leute vertrauen ihm ganz offensichtlich.

Am Hinterreifen ist der Mantel gerissen. Mit gekonnten Handgriffen löst Stefan das Rad und macht sich an die Arbeit. Zum Schluss brummt der kleine mobile Kompressor, pumpt Luft in den Schlauch und dann endet der erste Einsatz mit einer Probefahrt. Stefans Stärke sei Geduld, verrät er: "Ich schraube auch gerne an Autos. Egal wie fummelig das ist, das macht mir nichts."

Fahrrad-Pannenhelfer Stefan

Reparatur an einem kaputten Lastenrad

An "wilden Tagen" sei er auch gut mal 12 Stunden und über 500 Kilometer unterwegs. Die höheren Spritkosten merkt er natürlich auch und musste seine Preise schon mal anpassen. Die Kosten rechnet Stefan meist mit Versicherungen ab, da viele seiner Kunden Leasingräder haben oder Mitglieder in bestimmten Clubs sind. Wer nicht versichert ist, zahlt zum Beispiel für einen platten Reifen 30 Euro plus Anfahrt.

Priorität: Menschen mit Behinderung und Familien

Mit seinem Fahrrad-Pannenbus hilft Stefan Lill sowohl Leuten unterwegs als auch Menschen zu Hause - zum Beispiel Beatrice van Berk in der Bochumer Innenstadt. An ihrem E-Bike ist die Pedale gebrochen. Auch hier hat Stefan direkt Ersatz parat. Er sei für die meisten Fälle ausgestattet, verspricht er. "Priorität haben allerdings Menschen mit Behinderung oder Familien mit Kindern - denen versuche ich, zuerst zu helfen. Andere müssen dann warten, haben aber meist Verständnis."

Bei Inspektionen müssten sich die Leute aber ein paar Wochen gedulden - den Fahrrad-Boom merkt Stefan nämlich auch deutlich. Noch bis zum späten Abend ist er an diesem warmen Sommertag im ganzen Ruhrgebiet unterwegs.

Über dieses Thema haben wir am 21.7.2022 um 19:30 Uhr in der WDR Lokalzeit Ruhr berichtet.