Durchfahrtverbot Radfahrer Essen Weidkamp

Achtung Schiene: Neues Radfahrverbot in Essen

Stand: 01.08.2022, 16:44 Uhr

28 Unfälle in den vergangenen sieben Jahren: Am Weidkamp in Borbeck stürzten oft Radler wegen der Straßenbahnschienen. Jetzt steht dort ein neues Schild: Radfahren verboten.

Von Maren Bednarczyk

Schon der erste Blick zeigt: Die Kreuzung Weidkamp / Hülsmannstraße im Essener Stadtteil Borbeck ist eine Herausforderung für alle Radfahrer. Die Straßenbahn fährt dort eine Kurve und genau die ist auf der einen Seite so gebaut, dass zwischen der äußeren Schiene und dem Bordstein nur sehr wenig Platz ist. Und das zeigt auch die traurige Bilanz der Stadt Essen: 28 offiziell gemeldete Radunfälle in den vergangenen sieben Jahren.

"Ich habe Angst, auf der Straße zu fahren"

Radfahrerin Sandra Blum

Radfahrerin Sandra Blum ist schon gestürzt

Sandra Blum arbeitet in der Nähe. In ihrer Mittagspause fährt sie oft mit dem Rad Richtung Borbeck-Mitte und zurück. Ein mulmiges Gefühl fahre immer mit: "Ich habe Angst, auf der Straße zu fahren. Auch, weil ich selbst schon wegen der Schienen hingefallen bin." Die Umleitung empfindet sie allerdings nervig, da sie in der Pause ohnehin wenig Zeit habe. Steffi Strohfeldt wohnt gegenüber und hat schon häufig Radfahrer stürzen sehen: "Wenn es hoch kommt, sind es es drei oder vier am Tag. Geholfen habe ich natürlich auch schon und eine Dame hab ich sogar ins Krankenhaus gefahren."

Stadt Essen: Alternativroute nicht genutzt wie gewünscht

Ab heute müssen Radler in Richtung Norden eine Umleitung fahren. Silke Lenz, Sprecherin der Stadt Essen erklärt: "Wir haben uns gemeinsam mit mehreren Partnern, die Teil einer sogenannten Unfallkomission sind, für das Durchfahrverbot für Radfahrende entschieden. Seit 2017 wird die Stelle schon als Unfallstelle beobachtet. Seit 2019 gibt es eine beschilderte Alternativroute - die ist aus unterschiedlichen Gründen nicht so genutzt worden, wie wir uns das gewünscht hätten", deswegen nun das Durchfahrverbot.

ADFC äußert Kritik

Unfallschwerpunkt Weidkamp

Erhöhtes Unfallrisiko durch Straßenbahnschienen

Beim ADFC in Essen ärgert man sich über die Sperrung, sie könne nur als "Ultima Ratio" angesehen werden, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Stattdessen sollte die Umleitung verbessert, Warnschilder an der Gefahrenstelle aufgestellt sowie entsprechende Piktogramme auf den Asphalt gemalt werden. Außerdem solle die Ruhrbahn ein sicheres Schienensystem installieren.

Auch Stadtsprecherin Lenz sagt: "Die Ruhrbahn soll sich in dem Bereich auch die Schienen genau anschauen. Um zu überlegen, ob man sie so ausstatten kann, dass sie für Radfahrerinnen und Radfahrer nicht mehr so gefährlich sind." Dann könne man zu einem späteren Zeitpunkt eventuell das Durchfahrverbot auch wieder aufheben.

Über spezielle Schienen, durch die Bahnen fahren können, in die Fahrradreifen aber nicht hineinpassen, denkt man zum Beispiel auch in Bochum nach, heißt es heute von der Bogestra auf Nachfrage des WDR schriftlich.

Über dieses Thema berichten wir am 1. August um 19:30 Uhr in der WDR Lokalzeit Ruhr.