Impressionen von einer belebten Straße

Terrorverdacht in Castrop-Rauxel: Nach den Festnahmen

Stand: 10.01.2023, 16:36 Uhr

Nach der Festnahme von zwei Terrorverdächtigen in Castrop-Rauxel warnt Bürgermeister Rajko Kravanja davor, Menschen mit Migrationshintergrund pauschal zu verdächtigen. Castrop-Rauxel sei eine bunte Stadt.

"Man ist natürlich schnell dabei, dass man alle über einen Kamm schert", sagt Kravanja. Aber: "Wie in jeder Stadt gibt es natürlich ein schwarzes Schaf. Das ist der Einzelfall und nicht die Mehrheit."

Am Sonntag waren im Castrop-Rauxeler Stadtteil Habinghorst zwei iranische Brüder festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, einen Anschlag mit Giftstoffen geplant zu haben. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Älteren ist aber kein Gift gefunden worden. Auch in zwei Garagen wurden keine Beweismittel entdeckt.

"Man hat Angst."

Frau am Tisch einer Schneiderei

Asja Jaskic

Trotzdem befürchtet die 37-jährige Asja Jaskic, mit anderen Muslimen unter Generalverdacht gestellt zu werden: "Viele Leute haben Verständnis. Aber man hat Distanz sofort." Seit 6 Jahren lebt sie in Deutschland und betreibt auf der Lange Straße eine kleine Änderungsschneiderei.

Als sie erfahren hat, dass ausgerechnet in ihrer Straße möglicherweise ein islamistischer Terroranschlag geplant wurde, war die gebürtige Kroatin schockiert: "Ich habe sofort einen kleinen Zettel geschrieben: Ich geh nach Hause. Man hat Angst."

Viele Leute sind "ganz toll"

Mann am Schreibtisch eines Büros

Frank Schwabe

Die Angst kann der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe ganz gut nachempfinden. Seit Jahren hat er sein Büro auf der Lange Straße, denn: "In meinem Wahlkreis ist das der Ort, der die größten Herausforderungen hat." Etliche Millionen Euro seien in den letzten Jahren in den benachteiligten Stadtteil geflossen. Doch noch nichts habe richtig gezündet.

"Wenn wir hier die Straße lang gehen würden, könnte ich über X Leute reden, die hier leben und die ganz toll sind", sagt Frank Schwabe. Aber das Image sei nur sehr schwer zu verändern. "Da hilft so ein Vorfall, wie wir ihn jetzt bedauerlicherweise haben, natürlich gar nicht." In Zukunft will sich der Bundestagsabgeordnete noch stärker um Habinghorst kümmern.