Tag der Trinkhallen: Das Ruhrgebiet feiert seine Buden

Stand: 06.08.2022, 12:26 Uhr

Ob Klümpkes in der Tüte, ein Bierchen im Stehen oder nen Rollmops to go - die Buden im Ruhrgebiet haben Kultstatus. Am Wochenende feierten sie sich selbst - mit Konzerten, Comedy und Filmen.

Tag der Trinkhallen: Oasen für Durstige

Im Ruhrgebiet sind sie absolut systemrelevant: Am Büdchen gibt es Zeitungen, Pils und immer auch Gelegenheiten für einen netten Plausch. Eine Rundreise in Bildern.

"Wie bin ich bloß hier reingeraten?", lautet das aktuelle Motto dieser Trinkhalle in Bochum Wiemelhausen/Ehrenfeld. Die Betreiber des "Kiosk Einundachzig" wollten vor allem einen Treffpunkt für die Nachbarschaft schaffen. Im Schaufenster stellen regelmäßig Künstler ihre Werke aus.

Beim Kiosk Quade in Marl geht es eher traditionell zu: Bierchen und süße Tüten für die Laufkundschaft - mit einer praktischen Durchreiche am Fenster.

In Herne versorgt das Kiosk Yilmaz seine Kunden mit frischen Brötchen - und auch sonst mit allem, was man für den Start in den Tag braucht.

Die Bude 116einhalb in Dortmund ist eine ausgewiesene Stehbierbude. "Hier kannse stehenbleiben und deinen Feierabend genießen", schreiben die Betreiber auf ihrer Homepage.

In Duisburg-Hochfeld zeigte vor einigen Jahren der Betreiber dieser Trinkhalle eine gute Portion Selbstironie: Er nannte seinen Betrieb in dem sozial schwachen Stadtteil selbstbewusst "Hartz IV Ecke".

Bochum ist überhaupt ein guter Platz, wenn man Trinkhallen im klassischen Stil mag.

Das gilt auch für Mülheim: Klassisches Design bei Kontny's Kiosk.

Oder auch Pavillon-Optik in Dortmund-Eving.

Hier in Essen bei "Mampf Fred" fühlt man sich an ein Bild von Edward Hopper erinnert.

Fast jeder kennt sie oder hat schon mal am offenen Durchreichefenster gestanden, eine Tüte Saures, ein kühles Getränk, eine Zeitung oder ein belegtes Brötchen gekauft. Die Buden im Ruhrgebiet sind echtes Kulturerbe. Die kleinen Kioske sind nicht nur Anlaufstation für Durchreisende oder Stammgäste, sondern für viele einfach ein Stück Heimat. Und weil das so ist, feiern sich die Buden im Pott jetzt selbst.

Tief im Westen

Rosi steht vor ihrem Stübchen in Duisburg

Am heutigen Samstag ist "Tag der Trinkhallen". An 50 Buden sorgen 250 Künstler für Programm. Zum Beispiel in Essen. Pünktlich zum Saisonstart geht es an Susis Büdchen um Fußball. Die "ID55-Singalongs" werden Kurvensongs und Vereinshymnen aus dem ganzen Ruhrgebiet schmettern - von "Tief im Westen" bis zum "Zebra-Twist". Mitsingen bestimmt erlaubt.

Bass, Beats und Bömsken

Im Bochumer Kiosk Einundachtzig werden Filme über das Ruhrgebietsleben gezeigt. Nur ein paar Kilometer weiter - in der Trinkhalle "Zum Philosophen" - gibt es jede Woche ein neues Bier aus aller Welt und gratis dazu eine Weisheit zum Nachdenken. Am "Tag der Trinkhallen" hören Besucher hier Musik von einem Küstlerkollektiv. In Tim's Kiosk in Dortmund lautet das Motto "Bass, Beats und Bömskes", das grüne Büdchen in Duisburg setzt auf Comedy und an den Trinkhallen der Programmsparte "Gemischte Tüte“ stehen Familien mit Kindern im Fokus.

Vom Bravoleser zum Budenbesitzer

Auch die Yilmaz-Bude in Herne ist dabei. Zusammen mit seiner Schwägerin hat Mustafa Akbulut den Kiosk vor zwei Jahren übernommen als die Vorbesitzerin in den Ruhestand ging: "An Tag eins haben sie uns die Bude leergemacht - als Dankeschön, dass wir wieder aufgemacht haben. Wir haben hier unsere erste Bravo gekauft. Die Bude gibt's seit 41 Jahren. Wir sind jeden Tag hier vorbeigegangen, von der Schule nach Hause, und haben Süßigkeiten und Zeitschriften gekauft."

Buden-Routen für Fahrradfahrer

Wer mehr als eine Bude besuchen will, kann die für das Event eigens konzipierten Routen mit dem Rad abfahren. Alle Touren gibt es auf Webseite der Veranstaltung.

Weitere Themen