Suche nach Clara aus Essen: Erstes Lebenszeichen

Stand: 02.06.2022, 13:54 Uhr

Im Fall der zehnjährigen Clara aus Essen und der elfjährigen Lara aus Bayern gibt es ein Lebenszeichen: eine Videobotschaft. Auch eine erste Festnahme hat es gegeben.

"Wieso lasst ihr uns nicht in Ruhe? Wir wollen das nicht. Wir wollen nicht getrennt werden!" - rufen Clara und Lara unter Tränen in die Kamera. Sie sind mit Rucksäcken bepackt. Neben ihnen Andreas Egler, Claras Vater, und Anna Maria Egler, Laras Mutter. Die Videobotschaft ist unter anderem in einer Facebook-Gruppe und auch bei YouTube aufgetaucht.

Erstes Lebenszeichen von Clara und Lara

In einem weiteren Video, das laut Andreas Egler am 31.05.2022 aufgenommen wurde, sagt er mit einem der Mädchen im Arm: "Wir sind Familie Egler, die weltweit gesucht wird, wie Schwerverbrecher, wie Mörder, wie Kriminelle. Aber das sind wir nicht". Auch seine Frau beteuert: "Wir haben unsere Kinder nur schützen wollen, wir wollen nur, dass es unseren Kindern gut geht und jetzt wollt ihr uns trennen".

Auch hier kommen die Kinder zu Wort und sagen: "Lasst uns bitte in Ruhe und hetzt uns nicht so, sucht uns nicht mehr. Wir haben in Deutschland schon gesagt, dass wir bei Anna Maria Egler und Andreas Egler leben wollen und man hat uns nicht angehört. Wir wollen nicht mehr gesucht werden von euch." Sie seien freiwillig mitgekommen und nicht entführt worden, sagt eines der Mädchen.

Eltern erkennen ihre Kinder nicht wieder

Die Anwälte von Anne Reiniger, Claras Mutter, und Filip Blank, Laras Vater, haben mit einem Offenen Brief auf die Videonachrichten reagiert. Laut Anwalt Stephan Schultheiss "erkennen Frau Reiniger und Herr Blank ihre Kinder in dem Video kaum wieder". Claras Haare waren demnach kurzgeschnitten und gefärbt. "Sie schien sich nicht wohl zu fühlen", sagte Schultheiss.

Die Anwälte appellieren an Egler und seine Frau: "Das Wohl der Kinder ist mit dem Leben auf der Flucht, für das Sie sich entschieden haben, nicht vereinbar. Beenden Sie diese für alle belastende Situation. Bitte melden Sie sich." Den Mandanten würde es nicht um Strafe gehen. Sie wollten eine Lösung finden, "die allen eine Zukunft in Frieden und eine Rückkehr in ein normales Leben ermöglicht", so die Anwälte.

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Erster Fahndungserfolg in Paraguay

Am Mittwoch (01.06.2022) hat die Polizei in Paraguay einen 35-jährigen Mann festgenommen. Er sei der Inhaber des Fahrzeugs, in dem das Paar mit den beiden Mädchen durch das Land gereist ist. Er habe das Auto vermietet, das in der Ortschaft Bella Vista gefunden worden war.

Im Innern des Fahrzeugs entdeckten die Ermittler Kinderkleidung. "Wir sind überzeugt, dass die Mädchen und das Paar sich noch in Paraguay befinden", so Mario Vallejos, der Chef der Anti-Entführungseinheit der Polizei des Landes. Er befürchtet, dass sie nach Argentinien oder Brasilien ausreisen könnten. Außerdem gehe Vallejos davon aus, dass es eine weitere Person gebe, die dem Paar helfe.

Mädchen in Paraguay zuletzt im Januar gesehen

Laut den Behörden in Paraguay wurden Clara und Lara zuletzt am 19. Januar 2022 gesehen. Es bestehe der Verdacht, dass sie in einer Siedlung deutscher Impfgegner festgehalten werden. Während der Pandemie waren viele Deutsche nach Paraguay gereist, die die Corona-Maßnahmen ablehnen. Auch Andreas Egler soll Gegner der Corona-Auflagen sein.

Zusammen mit seiner neuen Frau soll er die beiden Mädchen gegen deren Willen nach Paraguay verschleppt haben. Egler glaube an den sicheren Untergang in Europa und wolle die Kinder retten, so die Medienagentur Onken und Partner, die Anne Reiniger vertritt. Die Staatsanwaltschaft Essen wirft Andreas Egler und Anna Maria Egler Kindesentziehung vor. Es wird international nach ihnen gefahndet.

Über dieses Thema haben wir am 1. Juni 2022 in der WDR Lokalzeit Ruhr und bei WDR2 in der Lokalzeit Rhein/Ruhr berichtet.

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