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"Mir geht's einfach nicht so gut in letzter Zeit. Ich fühle mich nicht fähig, meinen Alltag zu bewältigen. Ich habe keine Lust aufzustehen", erzählt Herr Schellhorn seiner Psychiaterin zögernd über Webcam. Eigentlich heißt Herr Schellhorn Francesco Matejcek und studiert an der Folkwang Universität in Essen Physical Theatre.
Der 21-Jährige ist Simulationspatient und für das Gespräch in die Rolle des Patienten geschlüpft - ein Mann mit Depressionen. Jemanden mit psychischer Erkrankung darzustellen, ist für Francesco neu. Bisher hat er vor allem Patienten gespielt, die Knieschmerzen hatten oder deren Lunge abgehört wurde.
Schauspieler werden vorbereitet

Medizinstudium: Schauspieler stellen psychisch kranke Patienten dar
An der Uniklinik Essen werden schon seit Jahren Schauspieler als Simulationspatienten eingesetzt. Medizinstudierende sollen so auf möglichst realistische Weise den Umgang mit Patienten lernen. Im Fach "Psychiatrie und Psychotherapie" ist das in Essen aber neu und wird jetzt getestet. Wegen des Coronavirus über Webcam.
Die Medizinstudierenden sollen lernen, Symptome von psychischen Erkrankungen zu erkennen und empathisch auf ihre Patienten einzugehen. Dafür stellen Schauspieler Menschen mit Panikstörung oder Depression dar. Die Schauspieler werden von Fachärzten und einer Theaterpädagogin vorbereitet und bekommen ein Skript und Details zur Rolle.
Medizinstudium soll praktischer werden
Für Schauspielstudent Francesco ist es eine Herausforderung, einen Patienten mit Depressionen zu spielen: "Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich im Vordergrund, es geht um die Geschichte, die ich erzähle. Hier geht es nicht um mich, sondern darum, dass jemand an einem Fallbeispiel feststellen kann, was mit mir los ist".
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Im Rollentraining bekommen die Schauspieler Feedback von den Fachärzten und einer Theaterpädagogin. Die Medizinstudierenden sollen dann im inszenierten Gespräch die typischen Symptome erkennen und eine Diagnose stellen. Dadurch soll das Medizinstudium praktischer gestaltet werden.
Empathische Gesprächsführung wichtig
Katja Kölkebeck ist Psychiaterin und Professorin an der Uniklinik Essen. Sie findet es wichtig, dass alle Medizinstudierenden lernen, mit psychisch erkrankten Menschen umzugehen. Egal, ob sie später als Chirurg, Internist oder Psychiater arbeiten: "Weil man in jedem medizinischen Fach immer wieder mit Patienten zu tun hat, die psychische Probleme haben und diese Fertigkeiten eigentlich immer benötigt werden".
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Ende Januar wird das Format mit einer inszenierten Prüfungssituation getestet. Studierende haben sich dafür freiwillig gemeldet. Benotet werden sie aber noch nicht. In Zukunft ist das aber an der Essener Uniklinik geplant. Dann soll das Training mit den Simulationspatienten fester Bestandteil im Fach "Psychiatrie und Psychotherapie" werden.
Stand: 14.01.2021, 13:50