Freizeitanlage Hausacker mit überdachtem Fußballfeld

Ruhrgebietsstädte mit "Schwamm-Prinzip" gegen Folgen des Klimawandels

Stand: 09.06.2022, 18:52 Uhr

Immer mehr Kommunen im Ruhrgebiet wollen den Folgen des Klimawandels begegnen und setzen ungewöhnliche Projekte um - wie die "Schwammstadt" in Bochum.

Von Carmen Krafft

Überschwemmungen als Folge von Starkregen, aber auch überhitzte Innenstädte sollen verhindert werden. Dazu setzen die "Schwammstädte" auf ein einfaches Prinzip - den Schwamm: Regenwasser sammeln, versickern lassen und verteilen.

Joel (10) und Marlon (12) sind jetzt noch lieber auf dem Bolzplatz in Riemke, seit Bochum Schwammstadt ist. "Endlich kann man hier Fußball spielen und rutscht bei Regen nicht aus. Und es ist im Sommer nicht zu heiß", erklären die Jungs. Der alte Aschespielplatz hat sich in eine Freizeitanlage verwandelt, wo Wasser abgeleitet und gespeichert wird.

Fördergelder finanzieren die Projekte

"Vom Dach der Freizeitanlage läuft das Wasser über Kanäle in einen Bachlauf zu den Bäumen" erläutert Marco Siekmann den Kindern das Schwammprinzip an ihrem Spielplatz. Dort speichern Bassins das Wasser.

Siekmann ist Koordinator des Projektes "Schwammstadt". Er gehört zum Tiefbauamt. "Aber wir denken nicht in Ämtern, sondern Projekten." Und weil das so ist und sich die Verwaltung vernetzt, konnte über Förderanträge eine Menge Geld reingeholt werden. Allein mehr als 100.00 Euro wurden für die Regenwasser-Führung der Sportanlage von Joel und Marlon locker gemacht.

Stadtbücherei mit Parklandschaft

Zwei Menschen halten einen Gebäudeentwurf auf Papier in der Hand

Oase gegen Hitze : Haus des Wissens

Wir fahren mit Marco Siekmann weiter zum Rathaus. Gegenüber soll in vier Jahren auf dem Dach eines umgebauten Gebäudes eine Parklandschaft entstehen. Besucher von Volkshochschule und Stadtbücherei können dort oben dann auf Wiesen relaxen. "So verschaffen wir uns in der City Kühlung." Und auch hier greift das Schwamm-Prinzip: Die Grünfläche saugt das Regenwasser auf. Anschließend kann es dort verdunsten.

Blühwiesen über der Caféteria

Weil Bochum sich als Stadt einer "klimaresistenten Region mit besonderer Strahlkraft" - wie es im Behördendeutsch heißt - engagiert, konnten 120 Privatleute und Einrichtungen ihr Dach begrünen. Und Fördermittel kassieren. Wie die Behindertenwerkstatt "Gottessegen". Von der Blühwiese auf der neuen Cafeteria sind Mitarbeiter begeistert. "Das Regenwasser versickert, es fließt kaum noch etwas in den Gully", heißt es.

Kreuzung stand unter Wasser

Am anderen Ende des Ruhrgebietes, in Dinslaken, hat man mit einer neuen Grünananlage zwar keinen Park geschaffen, aber ein Bauwerk gegen Starkregen. Inmitten einer Kreuzung. Die Mulde ist so groß wie ein kleines Fußballfeld. "Man konnte bei Starkregen hier nicht herlaufen, das Wasser stand kniehoch", erläutert Anke Janßen vom Tiefbauamt. Jetzt kann das Wasser verdunsten und später abgeleitet werden.

"Eine Stadt, in der man auch bei Hitze gerne lebt."

Allein ausdenken müssen sich die Kommunen diese Projekte nicht, die den Städten helfen sollen, den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Die Emschergenossenschaft unterstützt 16 Städte dabei, Konzepte wie die die "Schwammstadt" Bochum voranzubringen. Der kreative Umgang mit Regenwasser könnte entscheidend sein - so Marco Siekmann: "Wir arbeiten für eine Stadt, in der man auch bei Hitze gerne lebt."

Über dieses Thema berichten wir am 09. Juni 2022 um 19:30 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Ruhr.