Nach Böllerwurf: Rot-Weiss Essen verliert am grünen Tisch

Stand: 22.04.2022, 15:25 Uhr

Das Fußball-Verbandsgericht hat am Donnerstagabend endgültig entschieden: Das wegen eines Böllerwurfs abgebrochene Regionalligaspiel zwischen Rot-Weiss Essen und Preußen Münster wird mit 2:0 für Münster gewertet.

Fast vier Stunden Zeit nahm sich das Gericht des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes für die Verhandlung. Denn für beide Vereine geht es um sehr viel, den Aufstieg in die 3. Liga. Das Ergebnis war am Ende des Abends aber eindeutig: die drei Punkte bleiben bei Preußen Münster.

Das Verbandsgericht begründete die Entscheidung damit, dass der Verein Preußen Münster durch den Böllerwurf geschwächt worden sei, weil zwei Einwechselspieler verletzt wurden. RWE muss zudem eine Geldstrafe von 15.000 Euro bezahlen. Die ursprüngliche Sperre eines Fan-Blocks von Rot-Weiss Essen im nächsten Heimspiel wurde aber zurückgenommen.

Frostige Stimmung im Gerichtssaal

Die Stimmung im Gerichtssaal war frostig, es wurde mit harten Bandagen gekämpft. Auf der einen Seite der Vereinsboss von RWE , der ein Wiederholungsspiel erreichen wollte. Auf der anderen Seite der Sportdirektor von Preußen Münster, der den Spielabbruch als folgerichtig ansah, weil zwei Spieler verletzt wurden.

Knackpunkt der Verhandlung war offenbar die Frage, ob die Schiedsrichter die Partie aus eigenen Stücken abgebrochen hatten oder ob Preußen Münster auf eine Fortsetzung verzichtete. Die Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen engagierten sogar einen Lippenleser, der über die TV-Aufzeichnungen Dialoge auf dem Spielfeld analysierte. Am Ende half auch das nicht, die Punkte gehen nach Münster.

Unterschiedliche Reaktionen

"Natürlich haben wir auf die Wiederholung des Spiels gehofft. Gleichwohl mussten wir realistisch davon ausgehen, dass es schwierig wird, die Gerichtsbarkeit umzustimmen. Insgesamt war es ein ausgewogenes und faires Verfahren, in dem wir uns gut aufgehoben gefühlt haben", sagte Essens Vorstandsvorsitzender Marcus Uhlig.

Preußen Münster begrüßte das Urteil des Sportgerichtes naturgemäß: "Wir sind froh, dass wir dieses unschöne Kapitel damit endlich abschließen und uns jetzt voll auf den Saisonendspurt konzentrieren können. Vor allem sind wir aber erleichtert, dass mittlerweile alle Betroffenen wieder beschwerdefrei sind und ihrer Leidenschaft und ihrem Beruf nachgehen können", so Sportdirektor Peter Niemeyer. Für Preußen-Trainer Sascha Hildmann war die Entscheidung nur folgerichtig.

Böllerwurf könnte fatale Folgen für RWE haben

Hintergrund ist die Begegnung zwischen Rot-Weiss Essen und Preußen Münster am 20.02.2022. Beim Spielstand von 1:1 wurde das Spiel nach einem Böllerwurf aus dem RWE-Block abgebrochen und mit 2:0 für die Gäste aus Münster gewertet. Der Böllerwurf und die endgültige Entscheidung vor Gericht könnten für Rot-Weiss Essen bittere Folgen haben. Denn der Kontrahent Preußen Münster liegt in der Tabelle nur wegen des Spielabbruchs zwei Punkte vor dem Zweiten Essen.

Der Böllerwerfer wurde mittlerweile ausfindig gemacht. Es handelt sich um einen 29-jährigen Familienvater aus Marl, der keine Dauerkarte besitzt und nicht regelmäßig ins Stadion an der Hafenstraße gehen soll. Gegen ihn hat die Staatsanwaltschaft Essen Anklage erhoben, unter anderem wegen des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion.

In der Regionalliga West werden noch vier Spieltage absolviert, dann entscheidet sich, ob Preußen Münster oder doch Rot-Weiss Essen den Aufstieg in die 3. Liga schafft.

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