Sitzende und stehende Menschen schauen auf einen Bildschirm

SPD im Ruhrgebiet in vielen Städten vorne

Stand: 15.05.2022, 23:05 Uhr

Die SPD zwischen Enttäuschung und Freude im Ruhrgebiet: Entgegen dem Landestrend liegen die Sozialdemokraten hier in vielen Städten vor der Union. So auch in Thomas Kutschatys Heimatstadt.

Im Hinterhof des Parteibüros in der Essener Innenstadt hatte die SPD eine Garage umfunktioniert zur Wahlzentrale mit Bierzeltgarnitur, Liegestühlen und Sofas. Es war still dort, als die erste Wahlprognose bekannt gegeben wurde und schon zu erkennen war: Die SPD ist die große Verliererin dieser Landtagswahl.

Kutschaty in seinem eigenen Wahlkreis in Essen klarer Sieger

Immerhin können sich die Essener Sozialdemokraten über die Ergebnisse in der eigenen Stadt freuen. In drei von vier Wahlbezirken liegt die SPD hier vor der CDU. In einigen Stadtteilen sogar mit fast 50 zu 20 Prozent: SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty ist in seinem eigenen Wahlkreis in Essen klarer Sieger geworden. Er holte nach Auszählung fast aller Stimmen knapp 49 Prozent der Erststimmen.

Ein besonderes Augenmerk in Essen galt an diesem Wahlsonntag wieder den südlichen Stadtteilen. Dort hat erfahrungsgemäß die CDU immer gute Chancen und so war es auch diesmal wieder. Der vierte Essener Wahlkreis im Essener Süden geht erneut klar an die CDU.

Die Ergebnisse zeigen, wie geteilt die Stadt ist: Der sozial schwächere Norden wählt die Sozialdemokraten. Und auch die AfD hat hier mehr Stimmen bekommen. Der reichere Süden ist in CDU-Hand, sieht also seine Belange eher in der Union vertreten.

Ruhrgebiet wählt anders als Landestrend

Auch in anderen Ruhrgebietsstädten schneiden die Sozialdemokraten entgegen dem NRW-Landestrend besser ab als die Union. So zum Beispiel in Bochum, Oberhausen oder auch Mülheim. "Das sind immer noch die Ausläufer der früheren Hochburgenstrukturen, die SPD im Ruhrgebiet hatte", erklärt der Politologe David Gehne von der Ruhr-Uni Bochum.

Grüne Gelsenkirchenerin zieht in den Landtag

In der SPD-Hochburg Gelsenkirchen gab's dann noch eine echte Überraschung: Nicht bei den Sozialdemokraten, die holten ihre Direktmandate wie gewohnt. Aber die Grünen erzielten ihr bestes Landtagsergebnis überhaupt und konnten zum ersten Mal mit Ilayda Bostancieri eine Kandidatin aus Gelsenkirchen in den Landtag schicken. Außerdem überholen die Grünen mit rund 11,5 Prozent die AfD, die trotz Verlusten in der Stadt weiterhin stark ist.

Insgesamt zählt die AfD zu den Verlierern dieser Landtagswahl. In ihren Hochburgen im Ruhrgebiet hat sie sogar überdurchschnittlich verloren. In den beiden Wahlkreisen in Gelsenkirchen verlor sie jeweils rund fünf Prozentpunkte und ist auf rund zehn Prozent gefallen. Auch in Duisburg, Essen und Oberhausen gaben weniger Menschen der AfD ihre Stimme, so dass sie dort ein deutlich einstelliges Ergebnis erzielt hat.