Polizeibeamte stehen vor dem Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck.

Terroralarm an Essener Schulen: Der Tag danach

Stand: 13.05.2022, 18:48 Uhr

Ein Tag nach dem Terroralarm an zwei Essener Schulen: Schüler und Lehrkräfte sind geschockt. Sie müssen aufarbeiten, dass ein 16-Jähriger offenbar ein Sprengstoff-Attentat geplant hatte.

Am Don-Bosco-Gymnasium fiel nach den Ereignissen am Donnerstag der Unterricht aus. Wo gestern noch Spürhunde durch das Schulgebäude gelaufen sind, haben heute Lehrkräfte, Psychologen und die Schulleitung zusammen gesessen.

Die Stimmung im Team sei geschockt, sagte Pater Nosbisch, der Geistliche Leiter des Gymnasiums. Andererseits seien alle froh, dass nichts Schlimmeres passiert sei. Gerade die Schüler aus dem näheren Umfeld des 16-jährigen Verdächtigen hätten großen Redebedarf.

Abiturprüfungen sollen trotzdem normal stattfinden

Am Montag sollen die mündlichen Abiturprüfungen an dem Gymnasium normal stattfinden. Dienstag gibt es dann ein großes Zusammentreffen mit der ganzen Schule. In der ersten Stunde wollen die Lehrkräfte zusammen mit ihren Klassen über den Terroralarm an ihrer Schule sprechen. Die Ereignisse sollen kommende Woche aufgearbeitet werden, sagte Schulleiter Lothar Hesse dem WDR. Der Schock sitzt nicht nur am Don-Bosco-Gymnasium tief, sondern im ganzen Stadtteil. Am Abend gab es deswegen eine Demo gegen rechten Terror am Borbecker Bahnhof mit ungefähr 50 Teilnehmern.

16-jähriger Verdächtige in U-Haft

Nach dem Terroralarm sitzt der 16-jährige Verdächtige aktuell in Untersuchungshaft. Ein Richter hatte am Freitagnachmittag Haftbefehl gegen ihn erlassen. Der Polizei war der Junge bisher nicht bekannt. Ein Lehrer sagte dem WDR gegenüber, dass der Schüler immer unauffällig gewesen sein soll. Er habe sich erst in letzter Zeit etwas verändert.

Nach Medieninformationen soll der Junge bekannte Amokläufe aus der Vergangenheit als Vorbilder für seine Pläne genutzt haben. Außerdem soll er in ausländerfeindlichen und rechtsextremen Dokumenten Adolf Hitler zitiert haben. Aus ermittlungstaktischen Gründen und zum Schutz des Jugendlichen wollte die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf die Informationen nicht kommentieren.

Waffen und Bomben-Material im Kinderzimmer

Die Ermittlungen begannen laut Polizei am Mittwochabend. Es hatte Hinweise gegeben, dass der 16-Jährige Bomben in zwei Schulen versteckt haben könnte. Am Donnerstagmorgen nahm die Polizei den Jungen fest.

Sie fanden bei der Durchsuchung seines Kinderzimmers unter anderem rechtsextreme Schriftstücke, Waffen und Material für den Bau von Bomben. "Inwieweit all das funktionstüchtig gewesen wäre, wird jetzt untersucht", so Innenminister Reul. Mehr als 100 Polizistinnen und Polizisten durchsuchten zusammen mit Spürhunden die gefährdeten Schulen, fanden aber nichts.

Über dieses Thema berichten wir am 13.05.2022 in der WDR Lokalzeit Ruhr und auf WDR2: Lokalzeit Rhein/Ruhr.