Razzia in rechtsterroristischer Szene - auch im Ruhrgebiet

Stand: 06.04.2022, 19:05 Uhr

Mit einer großangelegten Razzia durchsuchten Polizisten die Wohnungen von insgesamt 50 Beschuldigten. Dabei war auch ein bundesweit bekannter Rechtsextremist aus Castrop-Rauxel im Fokus der Sicherheitsbehörden.

Von Christof Voigt / David Peters

Am Morgen durchsuchte die Polizei die Wohnung von Robin S. in Castrop-Rauxel. Der Neonazi ist bundesweit in der militanten Rechtsextremisten-Szene vernetzt und tritt auch immer wieder auf Demonstrationen der Dortmunder Neonaziszene in Erscheinung. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, dass er trotz des Verbots weiterhin Mitglied der rechten Gruppierung "Combat18" sei und an geheimen Treffen der Gruppe teilgenommen haben soll.

"Combat18" steht für "Kampfgruppe Adolf Hitler" und wurde im Januar 2020 vom damaligen Bundesinnenminister Seehofer (CSU) verboten. "Combat 18 Deutschland ist eine neonazistische, rassistische und fremdenfeindliche Vereinigung, die in ihrer Zweckrichtung eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus aufweist", so die Begründung. Schon vor zwei Jahren war die Wohnung von Robin S. anlässich des Combat 18-Verbots durchsucht worden.

Festgenomme haben Kontakte zur Dortmunder Neonazi-Szene

Die heutige Razzia richtet sich aber auch gegen die rechtsextremistische Kampfsportgruppe "Knockout 51" und zwei weitere rechte Organisationen. Insgesamt wurden vier Personen festgenommen. Ihnen wird unter anderem die Mitgliedschaft in einer rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Zwei von ihnen - Eric K. und Maximilian A. - haben auch Kontakte zur Dortmunder Neonaziszene. Die Szene, in der sich Robin S. bewegt. Eric K. trug auf der Trauerfeier für einen Dortmunder Neonazi im Januar 2022 einen Gedenkkranz. Maximilian A. war im August 2020 auf einer Demonstration der rechtsextremen Splitter-Partei "Die Rechte" in der Dortmunder Nordstadt.

Neonazi kickte für Dortmunder Sportverein

Auch abseits der Razzia sorgt Robin S. immer wieder für Negativschlagzeilen. Unter anderem war er in einem Video als Sprecher von "Combat18" aufgetreten. Zuletzt war bekannt geworden, dass er beim TuS Deusen - einem Dortmunder Sportverein - Fußball spielt.

Der Verein wollte den Neonazi unbedingt loswerden, doch rechtlich gab es dafür bisher keine Grundlage und freiwillig wollte Robin S. nicht gehen. Nach einem Bericht des WDR gab es in dem Fall eine überraschende Wendung: Der Neonazi habe seine Mitgliedschaft gekündigt, berichtet Marcel Eigenwillig, Vorstand des TuS Deusen.

Verein will sich weiterhin für Vielfalt und Toleranz einsetzen

"Wir haben unser Ziel erreicht", bilanziert Eigenwillig. Zunächst hatte man noch über eine Satzungsänderung nachgedacht, um den Neonazi loszuwerden. Auch wenn Robin S. den Verein jetzt verlassen hat, möchte der Verein an der Änderung festhalten: "Damit wollen wir verhindern, dass solche Themen im Verein wieder aufkommen."

Dazu gehört auch ein Leitbild, dem neue Mitglieder zustimmen sollen. Darin sollen Werte wie Antirassismus, Vielfalt und Toleranz festgehalten werden. Man möchte als positives Beispiel für andere Vereine, die ähnliche Probleme haben, vorangehen.

TuS Deusen als Musterbeispiel für andere Vereine

Leroy Böthel von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Arnsberg lobt den Umgang des Vereins mit seinem "Problem": "Die Entwicklung kann definitiv als Blaupause für andere Vereine dienen, dass es sich lohnt, sich aktiv mit Neonazis im Sportverein auseinanderzusetzen und klare Kante zu zeigen." Und auch zu zeigen, dass das erfolgreich sein kann, so der Rechtsextremismusexperte

Über dieses Thema haben wir am 06.04.2022 im Radio in der Lokalzeit aus Dortmund bei WDR 2 berichtet.