Landgericht Essen: Prozess gegen syrische Drogenbande

Stand: 22.06.2022, 18:09 Uhr

Am Landgericht Essen hat am Donnerstag der Prozess gegen vier mutmaßliche Mitglieder einer syrischen Drogenbande begonnen. Das Assad-Regime soll an ihren Lieferungen mitverdient haben.

Von Deutschland aus sollen die Männer den Transport von mehr als zwei Tonnen Amphetamin und Haschisch mitorganisiert haben. Die Staatsanwaltschaft schätzt den Schwarzmarktwert auf 130 Millionen Euro.

Drogen wurden in Rumänien gefunden

Die Drogen wurden im Frühjahr und Sommer 2020 im rumänischen Schwarzmeerhafen Constanța beschlagnahmt. Dort waren sie in Schiffscontainern versteckt - zwischen Äpfeln, Seife und in Kühlaggregaten.

Eine Spur führte die Drogenfahnder ins Ruhrgebiet. Dort übernahm die Staatsanwaltschaft Essen die Ermittlungen für Deutschland. Im November wurden die Angeklagten dann verhaftet, drei Syrer und ein Algerier mit Wohnsitzen in Gladbeck, Speyer und Straubing.

Assad-Regime soll mitverdient haben

Laut Anklage haben sie eng mit dem Hauptorganisator der Drogentransporte in Syrien zusammengearbeitet und waren für die Transportlogistik in Europa zuständig. Thomas Kliegel vom Essener Landgericht erklärt: "Die Drogen waren nie für Deutschland bestimmt. Allerdings waren auf Containern, die in Rumänien beschlagnahmt wurden, deutsche Adressen drauf, Lieferadressen von unseren Mittätern. Und so kam der Bezug zu Deutschland." Die Polizei Recklinghausen habe zunächst die Ermittlungen übernommen, geführt von der Staatsanwaltschaft Essen. "Wenn man von hier aus handelt, kann auch hier angeklagt werden", sagt Kliegel.

Ein Großteil der Drogen, vor allem das Aufputschmittel Captagon, soll in Syrien hergestellt worden sein – unter Kontrolle des Assad-Regimes, das laut Anklage an den Lieferungen mitverdient hat.

Demnach waren für jeden Container, der Syrien verließ, circa 300.000 US-Dollar an die 4. Division des syrischen Heeres zu zahlen, die vom Bruder des syrischen Präsidenten kommandiert werde. Alle Angeklagten haben zum Prozessauftakt geschwiegen, aber auch angekündigt, dass sie an den kommenden Verhandlungstagen aussagen werden.

Über dieses Thema haben wir am 22. Juni 2022 bei WDR 2 berichtet: Lokalzeit Rhein/Ruhr, 06:30 Uhr.