Bauer in Peru wartet auf Gutachten: Bringt RWE Gletscher zum schmelzen?

Stand: 31.05.2022, 08:34 Uhr

Richter aus Hamm und zwei Gutachter haben sich in Peru das Haus eines Bauern angesehen. Die Frage: Ist der RWE Konzern durch CO2-Emmissionen dafür verantwortlich, dass dort ein See durch geschmolzenes Eis möglicherweise überläuft?

Von Denise Friese

Es geht um viel - für den Essener RWE Konzern und für den peruanischen Bauern Saul Luciano Lliuya. Der Bauer glaubt, das Schmelzwasser des Gletschers bedrohe sein Dorf und das Haus, in dem er lebt. Der 41-Jährige verlangt, dass RWE 0,47 Prozent der Kosten für Schutzmaßnahmen für sein Haus und sein Dorf übernimmt. Er wirft dem Essener Energiekonzern vor, durch die produzierten CO2-Emissionen zum Teil mitverantwortlich für den Klimawandel zu sein.

Gutachter und Richter haben sich vor Ort ein Bild gemacht

Um die Sachlage vor Ort einordnen zu können, reisten unter anderem zwei Richter und zwei Sachverständige nach Peru. Das Haus des Bauern liegt auf 2.500 Metern Höhe in den Anden, unterhalb des Sees Palcacocha. Dieser droht wegen der Gletscherschmelze überzulaufen. Daran sei der Klimawandel Schuld und RWE trage als größter CO2-Emittent Europas eine Mitschuld, sagt der Bauer, der von der Umweltorganisation Germanwatch unterstützt wird. In zweiter Instanz hat er bereits Recht bekommen.

Nun warten beide Seiten auf das Gutachten. "Ich hoffe, dass die Richterinnen und Richter sowie auch die Vertreter von RWE durch ihren Besuch erkannt haben, welchem ständig steigenden Risiko wir hier ausgesetzt sind," sagt Lliuya. Es wird aber wohl noch Monate dauern, bis das Gutachten fertiggestellt ist.

RWE findet Klage gar nicht zulässig

Das Bild zeigt die RWE-Zentrale in Essen.

Für RWE ist die Klage mit dem deutschen Zivilrecht nicht vereinbar. Ein einzelner CO2-Produzent könne nicht für den globalen Klimawandel und auch nicht für mögliche Schäden an einem Haus haftbar gemacht werden, heißt es aus der Essener Zentrale. Die Anlagen seien "stets im Einklang mit behördlichen Genehmigungen gelaufen."

Warum beschäftigen sich deutsche Gerichte mit der Anklage aus Peru?

In der Regel findet ein Prozess laut OGL Hamm an dem Ort statt, wo das beklagte Unternehmen seinen Hauptsitz hat. Der Hintergedanke ist: Wer jemanden verklagt, macht das beim Beklagten zuhause. Denn die Beklagtenseite möchte den Prozess im Gegensatz zur Anklageseite im Normalfall nicht. Die RWE-Zentrale ist in Essen, deshalb wurde die Anklage am Landgericht Essen erhoben.

Über dieses Thema haben wir in den WDR2 Lokalzeit-Nachrichten berichtet.

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