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RAG-Stiftung: "Bergwerke für immer verloren"

Stand: 01.06.2022, 15:51 Uhr

Auch wenn der Kohlepreis weltweit hoch ist: Neue Zechen im Revier sind nur theoretisch denkbar. Praktisch wird es keine heimische Förderung mehr geben.

Von Jörg Marksteiner

Natürlich freue er sich als Bergmann über diese Frage, sagt Bernd Tönjes, Chef der RAG-Stiftung. In diesen Tagen werde er immer wieder angesprochen, was denn mit den heimischen Zechen sei – ob man angesichts der hohen Energiepreise und der gewünschten Versorgungssicherheit möglicherweise reaktivieren könnte. Doch seine Antwort ist glasklar: "Stillgelegte Bergwerke sind für immer verloren".

Schicht im Schacht - Bergwerke nicht mehr zugänglich

Ende 2018 wurde der letzte Brocken deutscher Steinkohle auf Prosper-Haniel in Bottrop gefördert. Wenige Jahre zuvor hieß es "Schicht am Schacht" am Bergwerk Auguste Victoria in Marl. Ein Zurück könne es nicht geben: "Da haben wir die Pumpen abgestellt, da steigt das Wasser. Die Bereiche sind nicht mehr zugänglich", sagte Tönjes auf der Jahrespressekonferenz der Stiftung am Mittwoch (01.06.2022) in Essen.

Tönjes war früher selbst Chef des Zechenbetreibers RAG. Er kann sich gut daran erinnern, wie der hoch subventionierte Bergbau damals bei der Politik geworben hatte – auch mit dem Argument Versorgungssicherheit. Um zumindest einige wenige Zechen weiterzubetreiben. Doch die Politik entschied anders. Von den vielen Zehntausend Bergleuten sind nur rund 700 Beschäftigte geblieben, die sich heute um die Wasserhaltung kümmern.

Neue Zeche eher unwahrscheinlich

Eine kleine Hintertür gibt es aber doch – zumindest theoretisch: "Wenn die Not sehr groß ist, besteht immer noch die Möglichkeit, in die Anschlussfelder weiter nördlich zu gehen". In die Region Hamm, Olfen und Schermbeck. "Da wäre dann allerdings komplett neuer Bergbau mit neuen Schächten erforderlich. Das würde zehn Jahre in Anspruch nehmen, plus Genehmigungszeit".

Auch wenn die Kohlepreise im Moment heute viel höher sind als bei der Stilllegung von Prosper-Haniel 2018 – eine neue Zeche würde enorm viel kosten, sehr viel Zeit brauchen, dem Kohle-Ausstieg widersprechen. Und deshalb, so Tönjes, "nur eine theoretische Möglichkeit, die uns kurzfristig auch nicht helfen kann".

Schicht im Schacht: Eine Verneigung vor den "Kumpels" – Zum Ende des Bergbaus

Unterhaltung 02.12.2023 01:28:16 Std. UT Verfügbar bis 02.12.2024 WDR Von Gisbert Baltes