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Prosper Haniel wird verfüllt: Letzte Zeche Deutschlands ist bald verschlossen
Stand: 08.10.2021, 13:02 Uhr
Auf dem Bergwerk Prosper Haniel in Bottrop hat am Donnerstag die Verfüllung der letzten beiden Schächte begonnen. Das Bergwerk wurde Ende 2018 als letzte deutsche Steinkohlenzeche geschlossen.
Von Olaf Biernat
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Der Medienrummel ist groß als die Verantwortlichen des Bergbaukonzerns RAG gemeinsam mit Bottrops Oberbürgermeister den Startschuss für die Verfüllung der Schächte mit Beton geben. Mehrere Beton-Silos sind auf dem Gelände aufgebaut, die dafür sorgen sollen, dass der Zugang zum Bergwerk endgültig verschlossen wird. Viele Kameras und Mikros verfolgen genau, wie die ersten Kubikmeter Beton in die letzten beiden Schächte hinunterlaufen.
Beton fließt im Akkord in die Schächte
Ein emotionaler Moment - auch für Jürgen Jakubeit. Der Bergbaukonzern RAG hat den 52-Jährigen gebeten, bei dem letzten Akt auf Prosper Haniel dabei zu sein. "Jacke", wie ihn alle nennen, hatte vor knapp drei Jahren seinen großen Auftritt, als er dem Bundespräsidenten den letzten Steinkohlebrocken überreichen durfte. Auch heute ist er wehmütig: "Jetzt stehe ich wieder hier und der Deckel wird draufgemacht. Das ist traurig."
Verfüllung fast drei Jahre vorbereitet
In den kommenden Wochen laufen riesige Mengen Beton runter in die beiden Schächte bis in eine Tiefe von 1.000 Metern. Im Januar soll das Bergwerk dann vollgelaufen sein und endgültig verschlossen werden. Seit der Förderung der letzten Kohle vor fast drei Jahren wurde die Verfüllung vorbereitet. Bergleute sprechen von "rauben", das bedeutet: sämtliche Gegenstände wurden von unter Tage nach oben geholt.
Verkauf von Bergbau-Technik bringt 20 Millionen Euro
"Wir haben überraschend viel verkaufen können", sagt RAG-Chef Peter Schrimpf. Anfragen aus Südafrika und China haben dem Konzern einen Erlös von rund 20 Millionen Euro gebracht. Verkauft wurden zum Beispiel Trafos, Technik, schwere Geräte und Kabel.
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120 Mitarbeiter bleiben übrig bei der RAG
Während an der Oberfläche vermutlich nur noch Fördertürme als Industriedenkmal an die schwere Arbeit erinnern, sind an mehreren Zechenstandorten unter Tage immer noch Kumpel im Einsatz. 120 Mitarbeiter hat die RAG noch, die für eine stabile Wasserhaltung sorgen sollen, dazu kommen nochmal 120 Mitarbeiter von Fremdfirmen. In einem weit verzweigten Netz sind unterirdisch zahlreiche Zechen miteinander verbunden. In den Stollen sammelt sich Grubenwasser, das sich mit Salzen und Mineralien verbunden hat. Damit das nicht mit dem Grundwasser in Berührung kommt, muss es hochgepumpt werden.
Ab dem Jahr 2030 sollen noch sechs Schächte für die Wasserhaltung übrig bleiben. Vorerst bleiben werden wohl auch Bergschäden. Viele Anwohner von Bergbaugebieten beklagen Risse in den Wänden ihrer Häuser oder Wohnungen. Weil unter Tage abgebaut wurde, ist die Erde immer wieder abgesackt. Zwar geht die RAG davon aus, dass so langsam eine Bodenruhe eintritt, es können aber immer noch Schäden entstehen.
Neue Pläne für altes Bergwerk
Wenn Prosper Haniel dann im Januar komplett verfüllt ist und die über 160-jährige Geschichte endet, soll das Gelände aufbereitet werden. Die Stadt Bottrop arbeitet bereits an Plänen für ein Gewerbegebiet. Bis es soweit ist, dürften aber noch Jahre vergehen. Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler spricht von einem Marathon: "Auf dem Weg haben wir gerade mal zehn Prozent der Strecke absolviert", sagt der OB.
Schicht im Schacht auf Zeche Prosper-Haniel
Das letzte Steinkohlenbergwerk Deutschlands ist dicht. Über 150 Jahre lang wurde auf der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop Kohle gefördert. Jetzt werden die letzten Schächte mit Beton verfüllt.