Ein vermeintliche Rechnung in Höhe von 822,00 Euro.

Justizbehörden warnen: Abzocke mit falschen Rechnungen

Stand: 09.12.2022, 16:19 Uhr

Das Amtsgericht Hagen warnt vor gefälschten Justiz-Rechnungen. Betrüger wollen damit offenbar Gewerbetreibende übers Ohr hauen. Die Briefe sehen täuschend echt aus.

Von Jan Schulte

Dr. Christian Fehske staunt nicht schlecht, als ihn eine Mitarbeiterin seiner Apotheke in der Hagener Innenstadt auf eine seltsame Rechnung aufmerksam macht: Für eine angebliche Änderung im Handelsregister soll Fehske 822 Euro bezahlen. Rechnungssteller: das Amtsgericht Hagen.

Betrüger nutzen Briefkopf des Gerichts

„Ich hatte gerade ein zusätzliches Unternehmen gegründet“, berichtet der Apotheker, „und weil das zeitlich so gut zusammengepasst hat, haben wir erst mal geglaubt, damit könnte alles seine Ordnung haben.“

Das Schreiben mit der Zahlungsaufforderung sieht auf den ersten Blick wie echt aus. NRW-Wappen, Registernummer, selbst die Rechtsbelehrung – das alles ist für den Laien kaum als Fälschung zu erkennen. Doch beim beigefügten Zahlschein wird Dr. Christian Fehske stutzig: „Besonders auffällig war der Überweisungsträger, auf dem eine Privatperson eingetragen war.“ Fehske beschließt, direkt beim Hagener Amtsgericht nachzufragen.

Täter setzen auf Weihnachtsstress bei ihren Opfern

„Das hat er genau richtig gemacht“, sagt Gerichtssprecher Christian Potthast. In seiner Laufbahn hat er es schon häufig mit Betrügereien zu tun gehabt. Oft sei die Vorgehensweise so ausklügelt, dass sogar am Ende einer gefälschten Telefonnummer jemand den Hörer abhebe, der dann so tue, als sei er Mitarbeiter des Gerichts. Der Richter rät: „Bei jeder unerwarteten Rechnung lieber einmal nachfragen – und zwar unter der offiziellen Nummer des Gerichts.“

Für Potthast sind Betrügereien in der Zeit vor Weihnachten zwar nichts Neues. Doch auch der erfahrene Jurist musste die betrügerische Rechnung erst mehrfach begutachten. Fast anerkennend sagt er: „Das ist hier tatsächlich eine recht gut gemachte Fälschung.“ Bei ähnlichen Schreiben aus der Vergangenheit hätten sich die Täter nicht so viel Mühe gegeben.

"Sie setzen auf den Weihnachtsstress. Viele Gewerbetreibende machen gerade ihren Jahresabschluss“, erklärt Richter Potthast, „dabei gehen solche Rechnungen schon mal durch. Und dann merkt man erst Wochen später, dass das eigentlich gar nicht richtig war, sie zu bezahlen.“

Belohnung für aufmerksame Mitarbeiterin

In der Rathausapotheke ist Dr. Christian Fehske froh, dass seine aufmerksame Mitarbeiterin ihn auf das dubiose Schreiben aufmerksam gemacht hat. „Ich werde mir etwas für sie einfallen lassen“, sagt Fehske grinsend. Enttäuschend ist nur, dass es in seiner Apotheke noch keine Medikamente gegen dreiste Betrüger gibt.

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