Landgericht verurteilt 32-Jährigen aus Herne wegen versuchten Femizids

Lokalzeit Ruhr 09.05.2025 02:05 Min. Verfügbar bis 09.05.2027 WDR Von Carmen Krafft-Dahlhoff

Herner muss nach Messerangriff auf Ex-Freundin in Psychatrie

Stand: 09.05.2025, 15:59 Uhr

Nach einem folgenschweren Messerangriff auf seine Ex-Freundin muss ein Mann aus Herne unbefristet in die geschlossene Psychiatrie.

Von Thomas Becker

Reglos, den Blick starr nach unten gesenkt saß der 32-Jährige auf der Anklagebank, als die Richterin heute Morgen (9.5.2025) das Urteil verkündete. Der Mann ist seit Jahren psychisch krank, hat Wahnvorstellungen, die Gutachterin, die ihn nach der Tat untersucht hat, sprach im Prozess von einer paranoiden Schizophrenie. Wirklich behandelt worden ist das nie, trotz zahlreicher Klinikaufenthalte, und niemand hat vorausgesehen, dass der junge Mann zu einem so schrecklichen Verbrechen fähig ist.

Messer im Nacken

Im vergangenen September hat er seiner langjährigen Partnerin ein Küchenmesser in den Nacken gerammt. Aus dem Nichts, ohne jede Vorwarnung. Die Klinge durchtrennte einen Teil des Rückenmarks. Ein Bein der 28-jährigen ist seitdem gelähmt, das andere kann sie nicht mehr fühlen, nach monatelanger Reha kann sie inzwischen mit Unterstützung wenige Schritte laufen, aber voraussichtlich wird sie ihr Leben lang auf einen Rollstuhl angewiesen sein.

Herner muss nach Messerangriff auf Ex-Freundin in Psychatrie

WDR Studios NRW 09.05.2025 00:41 Min. Verfügbar bis 09.05.2027 WDR Online


Wahnideen und Gewaltphantasien

Einige Wochen vor der Tat war die junge Frau aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, zu einer Freundin. Getrennt hatte sie sich bereits zuvor von ihrem Partner, aber sie wohnten noch zusammen. Seit längerem gab es Drohungen und Gewalt in der Beziehung, auch Polizeieinsätze, sagte die Richterin heute, aber der 32-Jährige habe immer wieder verspochen, sich zu ändern. Doch dann verschlechterte sich sein psychischer Zustand immer mehr. Er hatte Wahnideen, Selbstmordgedanken, Gewaltphantasien, sein Bruder berichtete im Prozess, dass er sich zunehmend bedroht gefühlt habe.

Stimme im Kopf

Dann kam der 16. September. Die junge Frau wollte nur ein paar Sachen aus der Wohnung holen. Sie saßen im Wohnzimmer, unterhielten sich, rauchten einen Joint, die Stimmung sei ruhig gewesen, erläuterte die Richterin. Die 28-Jährige habe ihm gesagt, dass wirklich Schluss sei, und wollte dann gehen. Sie war unterwegs zur Tür, als sie der Stich traf.

Bei der Gutachterin erinnerte sich der Täter später, eine Stimme im Kopf habe ihm gesagt, er solle die Frau nicht gehen lassen. Unmittelbar darauf, so das Gericht, holte er ein Messer aus der Küche und rammte es ihr von hinten in den Nacken. Danach versuchte er zunächst, seine Tat zu vertuschen, und wusch das Messer ab. In Panik flehte ihn das Opfer an, einen Rettungswagen zu rufen, was er schließlich auch tat.

Düstere Aussichten

Eine akute Psychose habe das Denken, Fühlen und Handeln des 32-Jährigen beeinflusst, erklärte die Gutachterin im Prozess, er sei deshalb vermindert schuldfähig. Weil er für die Allgemeinheit gefährlich und es sehr wahrscheinlich sei, dass er weitere schwere Gewalttaten verübe, wies das Gericht den Mann in eine geschlossene Klinik für psychisch kranke Straftäter ein. Solange er nicht geheilt ist, wird er dort nicht entlassen. Die Aussichten für sein Opfer sind düster. Es sei perspektivisch denkbar, so sagte die Richterin heute, dass die junge Frau kurze Strecken in der Wohnung ohne Rollstuhl bewältigen könne. Mehr nicht.

Unsere Quellen:

  • Landgericht Bochum
  • WDR-Reporter vor Ort