Fußball-Bundesligisten diskutieren in Dortmund über Antisemitismus

Stand: 30.03.2022, 15:53 Uhr

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Zentralrat der Juden in Deutschland haben am Mittwoch zum Fachtag "Antisemitimus und Profifußball" in den Dortmunder Signal Iduna Park eingeladen.

Von Daniel Schmitz

"Das enge Verhältnis der Vereine zu den Millionen Fußballfans ist meiner Meinung nach eine riesige Chance im Kampf gegen Antisemitismus. Dabei sind Sie und Ihre Vereine in der einzigartigen Position, Gespräche anzustoßen, die allen in der Gesellschaft zugutekommen", sagte Maram Stern, der Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses, gleich zu Beginn des Fachtags.

Unter den Teilnehmern waren Vertreter des Zentralrates der Juden, Fan-Beauftragte der Fußball-Bundesligisten, aber auch Wissenschaftler, die sich mit Judenhass in der Gesellschaft beschäftigen. Im Dortmunder Stadion konnten sie sich erstmals in dieser Form miteinander austauschen.

Lob für das Engagement von Borussia Dortmund

Einige Fußball-Bundesligisten unterstützen schon seit Jahren Projekte, die Antisemitismus vorbeugen sollen. Im BVB-Lernzentrum finden beispielsweise Seminare des Vereins "Zweitzeugen" statt, in denen Jugendliche mit den Lebensläufen von Holocaust-Überlebenden konfrontiert werden.

Außerdem kooperiert der BVB beim Projekt "Meet a Jew" mit dem Zentralrat der Juden. Im direkten Gespräch mit jüdischen Jugendlichen und Erwachsenen würden schnell Vorurteile abgebaut, berichtete Josef Schuster, Präsident des Zentralrates: "Hier machen wir die positive Erfahrung, wie offen von Seiten des Fußballs auf Gespräche mit jungen Jüdinnen und Juden reagiert wird."

Was tun gegen antisemitische Fangesänge und Beleidigungen?

Schuster sprach antisemitische Vorfälle aus der jüngeren Vergangenheit an - darunter Beleidigungen, die Fans bei einem Spiel von Union Berlin gegen Maccabi Haifa geäußert hatten.

"Im Fußball ist es nicht anders als in der Gesellschaft insgesamt: Es gibt meistens wenig Berührungspunkte und wenig Wissen über das Judentum. Ein wichtiges Tool, um Abhilfe zu schaffen, ist Begegnung", sagte Schuster. Einen stärkeren Verbündeten als die Fußballvereine könne er sich kaum vorstellen.

Vorträge und Workshops zu Antisemitismus im Fußball

In weiteren Vorträgen und Workshops ging es später unter anderem auch um Judenhass im Amateurfußball oder Antisemitismus in Fankulturen. Der sei immer wieder unterschwellig in Fangesängen oder auf Bannern zu erkennen, erklärte Pavel Brunssen von der University of Michigan.

Am Ende des Fachtags waren sich alle Teilnehmer einig, dass es im Kampf gegen Antisemitismus auf Beständigkeit ankommt. BVB-Mitgeschäftsführer Carsten Cramer betonte deshalb: "Nur durch eine glaubwürdige Aufarbeitung können wir unseren gesellschaftlichen Einfluss geltend machen. Und vor allem etwas in den Köpfen der Menschen bewegen und auslösen."

Über den Fachtag hat die WDR2-Lokalzeit aus Dortmund am Mittwoch, 30.03.2022, berichtet.