Schon bevor das Geschäft an diesem Nachmittag offiziell öffnet, wird hier fleißig angepackt: Vorne im Café decken die ehrenamtlichen Helfer die Tische und bereiten den Kaffee vor, nach dem es auch schon angenehm duftet. Hinten im Bereich für Second-Hand-Kleidung, der hier "Die Klamotte" genannt wird, besprechen sich zwei Damen am Verkaufstresen und sortieren. Dazwischen befindet sich die Fahrrad-Werkstatt sowie eine Spieleecke für Kinder. "Fachgeschäft für Stadtwandel" heißt das nun preisgekrönte Projekt. Eine Musik-Gruppe und Foodsharing gehören auch dazu.
Preis Anerkennung für alle engagierten Menschen
Eine der insgesamt 70 Helferinnen und Helfern ist Martina Nies, die sichtlich strahlt und auch persönlich bei der Preisverleihung in Düsseldorf mit dabei war: "Das ist eine total schöne Anerkennung für all die Menschen, die sich hier engagieren." Sie freut sich, dass die Jury die Idee des Projektes, Nachhaltigkeit, multikulturelles Zusammenleben und Gemeinschaft im Quartier zusammenzubringen so sehr wertschätzt.
Und bei den Menschen im Stadtteil ist das Geschäft offenbar auch sehr beliebt: Um Punkt 15 Uhr kommen die ersten Gäste. Manche laufen direkt nach hinten durch, um sich Pullover oder Hosen anzusehen, andere suchen sich ein Plätzchen vorne im Café. Zu den Stammkunden gehören auch Cornelia Eifländer und Reinhold Behler: "Man trifft und unterhält sich hier - einfach schön", schwärmen die beiden, die bei ihrer Tasse Kaffee von zwei kleinen Hunden begleitet werden. Das Fachgeschäft sei eine Bereicherung für den Stadtteil und darüber hinaus.
Treffpunkt für Menschen aus der Ukraine
Hildegard Halfen hilft heute in der "Klamotte": "Wir nehmen Kleiderspenden an, zum Beispiel Schuhe und Babysachen. Anschließend sortieren wir die Kleidung, um sie zu einem kleinen, fairen Preis zu verkaufen." Das Angebot würde gut angenommen. "Wir freuen uns, wenn die Leute etwas Schönes finden, auch Leute, die vielleicht nicht so viel Geld haben". Immer montags würden sich Flüchtlinge aus der Ukraine in dem Fachgeschäft für Stadtwandel treffen, dann sei es richtig voll, erzählt Martina Nies.
"Angefangen hatte alles mit einer Gruppe junger Menschen, die sich im Stadtteil umgeguckt hat und Nachhaltigkeit hineinbringen wollte." Das Projekt gibt es seit 2018. Die Idee dafür hatten die "Initiative für Nachhaltigkeit e.V.", der "Runde Tisch Holsterhausen" sowie "Standpunkt e.V.". Mittlerweile enagieren sich hier 70 Menschen und sie alle überzeugten die Jury des Engagementpreises NRW 2022. Der Preis wird von der Landesregierung und der NRW-Stiftung verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Auf die Frage, was sie mit dem Preisgeld machen wollen, antwortet Martina Nies: "Das wird noch entschieden und zwar so, wie wir das immer tun: gemeinsam." Eines stünde aber fest: Es wird in den Laden und in den Stadtteil investiert. "Wir haben auch noch Ideen Richtung Fahrrad-Rikscha. Dass man damit vielleicht Seniorinnen und Senioren beispielsweise zum Markt bringen kann." Außerdem wolle man die Werkstatt-Ecke umbauen und den Café-Bereich nochmal anders gestalten.
Über dieses Thema haben wir am 06. Dezember 2022 in unseren WDR2-Regionachrichten sowie in der Lokalzeit Ruhr berichtet.