Gruppenfoto der Patientinnen und Nebenklägerinnen im Bottroper Apothekerskandal.

Apothekerskandal: Viele Betroffene bekommen keine Entschädigung

Stand: 11.07.2022, 07:57 Uhr

Vor sechs Jahren erschütterte der Apotheker-Skandal aus Bottrop ganz Deutschland. Ein Apotheker hatte jahrelang Krebsmedikamente gestreckt und wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Die vom Land zugesagten Entschädigungen laufen für einige Betroffene ins Leere.

Die Kundinnen des Skandal-Apothekers aus Bottrop werden nun teilweise doch nicht entschädigt. Viele der wegen Brustkrebs behandelten Patientinnen haben vom NRW-Gesundheitsministerium einen Ablehnungsbescheid bekommen. Es geht um gepanschte Krebsmedikamente.

Enttäuschung bei Betroffenen

Die Enttäuschung bei den Betroffenen ist riesig. Das Gesundheitsministerium hatte für jede Geschädigte 5.000 Euro in Aussicht gestellt. Der Landtag bewilligte insgesamt 10 Millionen Euro. Bedingung ist allerdings, dass ihr Medikament im Urteil des Landgerichts benannt wird. Dort stehen viele Wirkstoffe aber nicht drin. Es geht meist um vergleichsweise preiswerte Krebs-Medizin, die für eine Urteilsfindung nicht berücksichtigt wurde. Jetzt bleibt diesen Opfern eine Klage auf Schmerzensgeld.

Wirkstoffe nicht auf der Liste

Der Bottroper Apotheker Peter S. hatte jahrelang Krebsmedikamente gestreckt und wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Gericht urteilte aber nur in Sachen Betrug, nicht wegen einer Körperverletzung der Betroffenen. Ein Nachweis, welche Patientinnen und Patienten unterdosierte Krebsmedikamente bekommen haben, war im Prozess nicht möglich. Der Apotheker hatte bis zuletzt geschwiegen.

Insgesamt waren rund 3.500 Ex-Kundinnen von Peter S. betroffen. Einige der Patientinnen mit der Diagnose Brustkrebs leiden immer noch unter den psychischen Belastungen.