Christiane Teske, Inhaberin von Glücklich Unverpackt in Essen

"Ich habe vor Freude geheult" - Crowdfunding rettet Unverpackt-Laden in Essen

Stand: 29.04.2022, 16:00 Uhr

Seit der Coronakrise geht es vielen Unverpackt-Läden in Deutschland schlecht. Christiane Teske, Inhaberin von "Glücklich Unverpackt" in Rüttenscheid, hat jetzt wieder Anlass zur Hoffnung.

Von Agata Pilarska

"Jeder kann was gegen die Klimakrise tun", dachte sich Christiane Teske, als sie vor fünf Jahren ihren Laden mitten in Essen-Rüttenscheid eröffnete. Das Geschäft lief gut - bis die Pandemie kam. "Seit März 2020 ist unser Umsatz um 30-50 Prozent gesunken."

Die Waren werden Großverpackungen geliefert und in Container zum Selbstabfüllen gepackt.

Die Waren werden Großverpackungen geliefert und in Container zum Selbstabfüllen gepackt.

Zuletzt konnte sie nicht einmal mehr Ware nachbestellen. Einige Container zum Selbstabfüllen blieben leer. Christiane Teske kauft die Produkte in Großmengen ein, um die 25 Kilo wiegen die Säcke aus Papier. "Ich musste erstmal begreifen, dass das nicht an mir liegt - jede Woche schließt ein Unverpackt-Laden in Deutschland."

Das bestätigt auch der Unverpackt-Verband: Allein in ersten Quartal 2022 haben 11 Mitglieder ihre Läden geschlossen. Es eröffnen zwar auch neue, aber die Zukunft des Konzepts ist ungewiss. "Die Menschen nehmen sich keine Zeit mehr fürs Einkaufen, sondern fahren lieber große Supermarktketten an, wo sie alles auf einmal bekommen", sagt Shabnam Beus von Unverpackt e.V.. Auch Lieferdienste für Lebensmittel verstärken die Bequemlichkeit der Kunden.

Vor- und Nachteile des unverpackten Einkaufens

Mitarbeiterin füllt Mandeln in ein Glas.

Mitarbeiterin Jule füllt Mandeln in ein Glas.

Dennoch ist Christiane Teske überzeugt vom unverpackten Einkaufen: "Man kauft nur die Menge, die man wirklich braucht." Weil sie in Großverpackungen einkauft, seien bisher nur einzelne Produkte teurer geworden. Noch habe sie auch keine Lieferengpässe: "An Mehl hat es uns noch nicht gemangelt", sagt sie.

Unverpacktes Einkaufen erfordert Organisation: Der Kunde bringt die Gefäße selbst mit und wiegt sie ab. Das Gewicht wird an der Kasse wieder abgezogen - nur der Inhalt wird bezahlt. Auch die Parkplatzsituation in Ladennähe lässt zu wünschen übrig. Dennoch bietet der kleine, lichtdurchflutete Laden auch viele Vorteile: Es gibt kein Gedränge an der Kasse und die Qualität der Produkte kann mit Bio-Läden mithalten.

Crowdfunding als rettende Idee

Das wissen auch viele Kunden zu schätzen: 168 Unterstützer konnte Christiane Teske mit ihrer Crowdfunding-Aktion animieren. So sind innerhalb von wenigen Wochen über 23.000 Euro zusammengekommen. Die Unterstützer erhalten dafür Geschenke oder Gutscheine.

Mitgemacht hat auch Stephanie: "Ich bin froh, dass ich so einen Laden in der Nähe habe und ich möchte, dass er bleibt", sagt sie. Unverpackt einkaufen ist ihr wichtig, weil ihr die Umwelt am Herzen liegt.

Warenregal im Unverpackt-Laden

Rund 1000 Produkte gibt es auf 80 Quadratmetern.

Christiane Teske ist dankbar, dass sie wieder Rechnungen bezahlen und Waren nachbestellen kann. "Am letzten Abend kam in den letzten zwei Stunden nochmal eine große Summe rein. Und was machst du dann? Dann heulst du", erzählt sie und lacht.

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