Prozess um BVB-Anschlag: Sergej W. schweigt vorerst

Stand: 21.12.2017, 17:59 Uhr

  • Verteidiger kritisiert Vorverurteilung von Sergej W.
  • Staatsanwaltschaft: "Beweislage erdrückend"
  • Angeklagter könnte sich am 8. Januar äußern

Als Sergej W. den Gerichtssaal betritt, hält er den Blick gesenkt. Er trägt ein blaues Hemd, seine Hände sind mit Handschellen gefesselt. Sein Gesicht verbirgt der Angeklagte nicht, als die Kameras auf ihn gerichtet werden und das Blitzlichtgewitter beginnt. Er bestätigt leise seine persönlichen Angaben, während der Verhandlung verständigt sich der Russland-Deutsche mit einer Dolmetscherin.

Verteidiger sehen Vorverurteilung des Angeklagten

Es sind viele Medienvertreter zum Prozessauftakt am Donnerstag (21.12.2017) in Dortmund erschienen. Sie alle wollen wissen, ob der unauffällige 28-jährige Mann auf der Anklagebank wirklich den Bombenanschlag auf den BVB am 11. April geplant und begangen haben könnte.

Prozessauftakt: BVB-Bus-Anschlag

Aktuelle Stunde 21.12.2017 05:16 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Dass in den Medien vorab so viel berichtet, gar gemutmaßt wurde, kritisiert der Verteidiger des Angeklagten, Carl W. Heydenreich, zum Prozessauftakt. Die Ermittlungsakten waren teilweise an die Medien gelangt.

Staatsanwaltschaft sieht keine entlastenden Umstände

Einen offiziellen Antrag auf Befangenheit stellt der Verteidiger zwar nicht, dennoch befürchtet er, dass die Schöffen und auch der Staatsanwalt bereits eine vorgefasste Meinung von Sergej W. haben könnten.

Diesen Vorwurf weist der Staatsanwalt allerdings zurück. Er habe in der dichten Beweiskette bisher nur keine entlastenden Umstände für den Angeklagten feststellen können. Auch hätten die Verteidiger keine an ihn herangetragen.

Angeklagter könnte am nächsten Prozesstag sprechen

Dass sich Sergej W. selbst zu den Anschuldigungen äußert, stellen seine Verteidiger für den zweiten Prozesstag am 8. Januar in Aussicht. Danach entscheidet sich auch, ob – und wenn ja, welche BVB-Spieler als Zeugen auftreten werden.