Stark nachgefragt: Fahrradläden in NRW am Limit

Stand: 23.05.2022, 16:31 Uhr

Der Fahrrad-Boom hält an - auch in NRW. Ein Händler in Bochum berichtet von einem vollen Terminkalender und Lieferproblemen. Gründe dafür: Ukraine-Krise und Corona-Pandemie.

Von Maren Bednarczyk

Montagvormittag, 11 Uhr, Bochum-Eppendorf. Der Fahrradladen von Frank Klein liegt an der Ecke einer Straßenkreuzung, draußen stehen neue Fahrräder, das Werbefähnchen eines Radherstellers weht und die Eingangstüren stehen weit offen. "Ich war früher Radprofi. 2008 hatte ich dann meine Anfänge mit einer reinen Fahrradwerkstatt. Hier auf der Ecke bin ich seit 2012", erzählt Klein.

"Der Fahrrad-Boom ist unaufhaltsam"

"Der Fahrrad-Boom ist unaufhaltsam", merkt Frank Klein auch in seinem Geschäft, zu dem eine Werkstatt gehört - dort hat ein Mitarbeiter gerade ein E-Bike auf dem Montageständer. Alle paar Minuten kommen Kunden mit den unterschiedlichsten Anliegen: Probleme mit der Felge, ein kaputtes Lager oder eine verstellte Schaltung. Das Telefon klingelt permanent und draußen interessiert sich ein älterer Herr für ein E-Bike. "Vor allem wegen der E-Bikes erleben wir diesen Boom", erzählt Frank Klein.

Auch die Corona-Pandemie sowie die vielen neuen Wege, zum Beispiel die ausgebauten Trassen im Ruhrgebiet, hätten viele Menschen auf das Rad gelockt. Und ganz aktuell auch die gestiegenen Spritpreise.

Lange Lieferzeiten und fehlende Ersatzteile

Durch die Ukraine-Krise und neue Corona-Ausbrüche in Fernost muss man derzeit auf viele Ersatzteile sowie auf neue Fahrräder oft lange warten, merkt Frank Klein: "Das ist ein riesiges Problem. Wenn zum Beispiel ein großes Werk in Asien coronabedingt schließen muss, kommt die ganze Lieferkette ins Stocken." Reifen und Schläuche bräuchten aktuell teilweise acht bis zehn Wochen, bis sie bei ihm ankommen.

Auch der Krieg in der Ukraine könnte sich bald noch stärker speziell auf E-Bikes auswirken: "Bosch beispielsweise hat ein großes Werk in Ungarn, unmittelbar an der ukrainischen Grenze. Da sind ganz viele Mitarbeiter aus der Ukraine. Und wenn die dann in den Krieg ziehen müssen, muss das Werk wahrscheinlich genauso schließen."

ADFC: Repair-Cafés und Gebraucht-Radbörsen

Der ADFC NRW kennt die aktuelle Lage genauso. Sprecher Ludger Vortmann erklärt: "Wir versuchen überall ein wenig zu helfen. Zum Beispiel mit Repair-Cafés oder Mitmach-Reparaturkursen. Außerdem gibt es Gebraucht-Radbörsen." Denn die oft langen Wartelisten in den Läden und Werkstätten würden weder den Kunden, noch den Betrieben gefallen.

Die durchschnittliche Wartezeit beträgt bei Frank Klein aktuell zwei Wochen. "Die meisten Leute haben Verständnis dafür. Und Platten werden sofort repariert", verspricht der ehemalige Radprofi.