Drogensüchtige, die in der Fußgängerzone eine Crack-Pfeife rauchen, die Passanten anbetteln oder Hauseingänge als Toilette benutzen. Kaum ein Thema wird in Dortmund so hitzig diskutiert wie die Situation in der Innenstadt. Händler, Anwohner und Beschäftigte, die in der Nähe der Hotspots arbeiten, beschweren sich seit Jahren massiv.
Deshalb hatte der Dortmunder Rat vor einem Jahr die Verlagerung des Drogenkonsumraums, in dem Abhängige unter Aufsicht Drogen nehmen dürfen, beschlossen. Der liegt am Grafenhof, direkt in der City neben dem Einkaufscenter Thier-Galerie. Die Ratsmehrheit hatte mit Stimmen der SPD eine Verlagerung aus der direkten Innestadt beschlossen. Die Verwaltung hatte sogar eine Liste mit 100 möglichen Standorten vorgelegt.
Rolle rückwärts kurz vor der Entscheidung
Doch es kam anders. Wenige Tage vor der entscheidenden Sitzung entschied sich die SPD um. Sie schloss sich einem Antrag der Grünen an, die schon immer gegen eine Verlagerung vom Grafenhof waren.

Stadtrat Dortmund
Der bisherige Standort am Grafenhof habe gute Dienste geleistet, erklärte die SPD-Fraktionsvorsitzende Carla Neumann-Lieven. Der grüne Fraktionschef Christoph Neumann unterstützte die SPD-Politikerin: Der Drogenkonsumraum sei "dort, wo sich Drogensüchtige aufhalten, da, wo sie vielleicht Drogen konsumieren. Das ist der Ort, wo sie sich Geld für Drogen erbetteln", verteidigte Neumann den bisherigen Standort.
Verwahrlosung billigend in Kauf nehmen?
Die FDP war überrascht von der "180-Grad-Wende" der SPD. "Dies ist eine Kapitulationserklärung für die Innenstadt", argumentierte ihr Fraktionsvorsitzender Michael Kauch. Die Verwahrlosung der Innenstadt werde billigend in Kauf genommen. CDU-Fraktionschef Jendrik Suck sprach von "einem vollkommenen Irrweg".
Letztendlich setzte sich Rot-Grün auch mit Unterstützung anderer Parteien wie der Linken durch. Der Drogenkonsumraum wird nicht verlagert. Allerdings soll wegen des großen Andrangs ein zweiter eröffnet werden. Im Gespräch war zeitweise ein Standort in unmittelbarer Nähe von drei Gymnasien. Hier gibt es erheblichen Widerstand von Eltern, Schülern und Lehrern.
Zweiter Standort soll folgen
Ob es dieser Ort oder ein anderer werden soll, darauf wollten sich SPD und Grüne gestern noch nicht festlegen. Nun ist erst einmal wieder die Verwaltung an der Reihe. Die soll einen neuen zweiten Ort suchen.
Unsere Quellen:
- Stadtverwaltung Dortmund
- Ratssitzung Dortmund
- WDR-Reporter vor Ort