RS-Virus und volle Kinderkliniken: Was Eltern jetzt wissen müssen

Stand: 01.12.2022, 13:22 Uhr

Intensivmediziner warnen: Das für Kleinkinder besonders gefährliche RS-Virus kursiert gerade und die Kinderkliniken in NRW sind schon jetzt am absoluten Limit. Doch wann ist das RS-Virus gefährlich? Fragen und Antworten.

Von Andreas Schneider

Was ist das RS-Virus?

Das RS-Virus ist ein eigentlich harmloses Virus, das die Atemwege von Erwachsenen und Kindern befällt. Bei gesunden Erwachsenen äußert sich das häufig mit milden Symptomen wie Husten, Halsschmerzen und Müdigkeit. Für Kleinkinder und Säuglinge kann es aber in Einzelfällen gefährlicher werden.

Warum sind Kleinkinder und Säuglinge besonders gefährdet?

"Das liegt an den kleinen Atemwegen der Kinder", sagt Prof. Dr. Dominik Schneider. Er ist der Direktor der Kinderklinik in Dortmund. "Je kleiner die Atemwege, desto größer ist die Problematik. Gerade bei Kleinkindern kommt es immer wieder zu Verstopfungen der kleinen Atemwege, die sie nicht selbständig abhusten können. Deswegen brauchen die Kinder oft Sauerstoff." Aber: Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres hat fast jedes Kind einmal eine Infektion mit RSV durch und nur zwei Prozent der Infektionen müssen tatsächlich im Krankenhaus behandelt werden.

Für wen ist das Virus besonders gefährlich?

Besonders gefährdet sind Frühgeborene, Säuglinge und Kleinkinder mit chronischen Erkrankungen an der Lunge oder dem Herzen. Zurzeit steigen die Fälle unter den Kindern im Alter bis vier Jahre stark an. Laut medizinischen Leitlinien sind aber nur Kinder bis zum Alter von sechs Monaten besonders gefährdet.

Warum steigen die Zahlen gerade so besonders stark an?

Einige Expertinnen und Experten vermuten einen sogenannten "Nachhol-Effekt". Weil viele Kinder wegen Kita-und Schulschließungen den Erreger noch nicht durchgemacht haben, gibt es jetzt mehr Fälle als gewöhnlich. Andererseits könnte auch schlicht die Saisonalität des Virus verschoben sein. Bereits letztes Jahr gab es den Peak der RSV-Infektionen deutlich früher als gewöhnlich.

Wie ausgelastet sind die Kinderkliniken im Moment?

Viele Kliniken in NRW arbeiten zurzeit am Limit. "Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei. Lediglich 83 freie Betten gibt es generell noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland - das sind 0,75 freie Betten pro Klinik, also weniger als eines pro Standort", teilte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) am Donnerstag in München mit. Für die aktuelle Ad-hoc-Umfrage habe der Verband 130 Kinderkliniken angeschrieben. 110 Häuser hätten ihre Daten vom Stichprobentag 24. November, also vor einer Woche, bereitgestellt.

In Düsseldorf, Aachen und Köln melden die Einrichtungen, dass derzeit improvisiert werden muss, um die Versorgung aufrecht zu halten. Auch im Helios-Klinikum Krefeld heißt es zurzeit: alle Betten belegt. In Mönchengladbach waren bereits letzte Woche alle Betten der Kinderstation voll. Wartezeiten von sechs bis sieben Stunden in der Notaufnahme seien keine Seltenheit.

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Korrekturhinweis: In einer vorherigen Version dieses Beitrags hieß es, in der Kinderklinik Paderborn seien nur die Hälfte der Kinderintensivbetten nutzbar. Das haben wir korrigiert.

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