
Eitorfer ZF-Mitarbeiter kämpfen um ihre Arbeitsplätze
Stand: 30.09.2022, 16:25 Uhr
Das Stoßdämpferwerk ZF Friedrichshafen in Eitorf soll geschlossen werden. 690 Beschäftigte sind betroffen. Am Freitag ziehen 400 bis 500 von ihnen mit einem Protestzug vom Werk bis ins Eitorfer Zentrum. Die Kommonualpolitik stellt sich parteiübergreifend hinter sie.
Von Anne Burghard und Angela Sinne
Der ZF-Automobilzulieferer, der seinen Sitz in Friedrichshafen am Bodensee hat, schließt sein Werk in Eitorf. Den fast 700 Mitarbeitern teilte der Konzern am Donnerstagmittag mit, dass das Werk Ende 2025 stillgelegt werden soll. Für die Mitarbeiter war das ein Schock. „Das ist ein Schlag in den Magen“, sagt Murat Soral. „Seit 25 Jahren bin ich hier in dem Unternehmen, und das zieht einem den Boden unter den Füßen weg.“
Und Mitarbeiterin Laura Nega sagt mit Tränen in den Augen: „Das ist fast schon ein Familienbetrieb. Mein Vater arbeitet auch hier. Ich war hier schon als kleines Kind, mein erstes Wort war ZF. Das bedeutet einen riesen Einschnitt für unsere ganze Familie!“
Seit Jahren Verluste
ZF ist weltweit aktiv, mit 188 Standorten in mehr als 30 Ländern. Vergangenes Jahr erzielte der Konzern einen Umsatz von 38,3 Milliarden Euro, vor allem mit High-Tech-Produkten für Autos und LKW. Doch laut der Konzern-Leitung soll das Werk in Eitorf seit Jahren rote Zahlen schreiben. Hier werden Stoßdämpfer und Dämpfer-Teile hergestellt. International könne die Fertigung am Standort Eitorf dem Preisdruck nicht standhalten, schreibt ZF als Erklärung.
Zukunftsstrategie abgelehnt
Seit zwei Jahren hatten Mitarbeiter, Betriebsrat und die Unternehmensleitung eine Zukunftsstrategie für das Eitorfer Werk entwickelt. Laut ZF habe sich daraus aber keine tragfähige Perspektive ergeben.
Aus für ZF-Autozulieferer in Eitorf
03:03 Min.. Verfügbar bis 30.09.2023.
Dem widerspricht Achim Dietrich, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der ZF Friedrichshafen. Laut ihm hätte das Konzept für den Standort Eitorf eine "langfristige und tragfähige Grundlage gebracht. Das Management war an dieser Lösung aber nicht interessiert und will jetzt den Schließungsplan durchsetzen und Produktion nach Osten verlagern. Eitorf wäre der erste Standort, der in der mehr als 100-jährigen ZF-Unternehmensgeschichte der geschlossen würde."
Mitarbeiter organisieren Protestzug
Die Mitarbeiter wollen die Schließung nicht einfach so hinnehmen: Am Freitag ziehen 400 bis 500 von ihnen mit einem Protestzug vom Werk bis ins Eitorfer Zentrum. Die gesamte Eitorfer Kommunalpolitik stellt sich parteiübergreifend hinter die Belegschaft. Arbeitsminister von NRW, Karl-Josef Laumann, konnte nicht vor Ort sein, ließ allerdings unterstützende Grüße übermitteln. Hoffnung machte den Eitorfern der Betriebsrat der ZF-Werke Kreuztal. Auch sie waren bei der Versammlung vor Ort. Das Werk in Kreuztal war im vergangenen Jahr von einer Schließung bedroht, die jedoch abgewendet werden konnte.
Schwerer Schlag auch für Eitorf
Es ist für die ganze Region an der Oberen Sieg eine schlechte Nachricht. ZF ist dort der letzte große Arbeitgeber. Eitorfs Bürgermeister Rainer Viehof hatte selbst erst am Donnerstagmittag von den Schließungs-Plänen erfahren. „Für die Eitorfer ist das ein derber Schlag. Wir stehen beim Pro-Kopf-Einkommen auf Platz 346 von 396 Kommunen. Und wir brauchen hier Arbeitsplätze und Menschen, die auch verdienen können. Und das ist bei fast 700 Beschäftigten ein Schlag ins Kontor.“
Beim Protestzug am Freitag gab es Lob für die Haltung des Eitorfer Bürgermeisters. Er hatte sich in der Lokalzeit am Donnerstagabend vehement auf die Seite der Mitarbeiter gestellt.
Keine Zukunft für Eitorf
Seit zwei Jahren hatten Mitarbeiter, Betriebsrat und die Unternehmensleitung eine Zukunftsstrategie für das Eitorfer Werk entwickelt. Daraus habe sich aber laut ZF keine tragfähige Perspektive ergeben. Für die 690 Beschäftigten soll nun ein Sozialplan erstellt werden.
Über dieses Thema haben wir am 29. September 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.