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Schuldnerberatung im Bergischen
Lokalzeit2go - Bergisches Land. 18.02.2022. 00:33 Min.. Verfügbar bis 18.02.2023. WDR Wuppertal.
Mehr Bergische überschuldet
Stand: 18.02.2022, 20:36 Uhr
Im Bergischen Städtedreieck sind immer mehr Menschen zahlungsunfähig. Allein in Wuppertal hat sich im vorigen Jahr die Zahl der Privatinsolvenzen fast verdreifacht.
Von Rita Jäger
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Die Schuldnerberatungen sehen drei Gründe für die starke Zunahme bei den Privatinsolvenzen. Einer davon sei die Corona-Pandemie, sagt Astrid Neumann-Look von der Wuppertal Diakonie. Im vorigen Jahr musste sie vor allem Soloselbstständige beraten.
Besonders betroffen sei die Eventbranche: freiberufliche Techniker:innen, Bühnenarbeitende, Musiker:innen können in der Pandemie kein Geld verdienen, weil es einfach kaum Veranstaltungen gibt. Auch andere Nebenjobs seien in der Pandemie selten geworden.
Rückzahlung der Soforthilfe problematisch

Viele haben weniger in der Tasche
Noch einmal drastischer seien die finanziellen Probleme der Soloselbstständigen durch die Rückzahlungsbescheide des Landes angewachsen. Das Land fordert in vielen Fällen die Soforthilfen zurück, weil dieses Geld nicht für den eigenen Lebensunterhalt genutzt werden darf. Davon seien viele überrascht worden, so Astrid Neumann-Look. Das treffe jetzt auch viele Besitzer von kleinen Geschäften, die keine Angestellten haben.
Kurzarbeiter kommen an ihre Grenzen
Auch in Solingen und Remscheid gibt es doppelt so viele Privatinsolvenzen wie noch im Jahr 2020. Die Schuldnerberater der Diakonie sehen vor allem Kurzarbeiter gefährdet. Wenn Familien plötzlich längere Zeit nur noch 67 Prozent ihres Einkommens hätten, sei die Grenze zur Überschuldung schnell erreicht, beschreibt Ursula Ring von der Solinger Diakonie die Situation. Denn die wenigen Rücklagen seien schnell aufgebraucht.
Änderung des Insolvenzrechtes
Ein Teil der Privatinsolvenzen sei aber auch aus dem Jahr 2020 übernommen worden, sagt die Verbraucherzentrale NRW. Denn zum Jahresanfang hat sich das Insolvenzrecht geändert. Private Schuldner können sich jetzt bereits nach drei und nicht wie bisher nach sechs Jahren aus der Schuldenfalle befreien. Allerdings mache das nur einen geringen Teil des Anstiegs aus.
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Die Verbraucherzentrale geht davon aus, dass die Privatinsolvenzen noch weiter steigen werden, wenn die steigenden Energiepreise zu Buche schlagen.