Jugendliche angeklagt: Prozess um Überfälle auf Prostituierte
Lokalzeit Bergisches Land. 27.09.2023. 02:33 Min.. Verfügbar bis 27.09.2025.
Jugendliche angeklagt: Prozess um Überfälle auf Prostituierte
Stand: 27.09.2023, 18:03 Uhr
Sechs Jugendliche und Heranwachsende müssen sich wegen mehrerer Überfälle auf Prostituierte vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten. Sie sollen die Frauen brutal beraubt haben.

Das Vorgehen war bei den drei vorgeworfenen Taten gleich, sagt die Staatsanwaltschaft. Die sechs Angeklagten im Alter zwischen 16 und 21 Jahren sollen zunächst die Frauen angerufen und einen Termin ausgemacht haben. So im Mai vergangenen Jahres im Wuppertaler Ortsteil Sonnborn.
Die Prostituierte habe die Tür geöffnet, als einer der Angeklagten mit einer echt aussehenden Pistole vor ihr stand. Der habe die Herausgabe von Geld gefordert. "Als sie dies verweigerte, habe man sie gezwungen sich auszuziehen und sie sexuell misshandelt", sagt Landgerichtssprecher Matthias Roth.
Arbeitsteilig und organisiert
Ähnlich die Vorgehensweise bei zwei weiteren Taten in Wuppertal und in Solingen. Die Sechs seien nicht immer gemeinsam unterwegs gewesen, so Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. "Wir können beobachten, dass es ein arbeitsteiliges Zusammenwirken gab. Wie genau das war, muss der Prozess zeigen."
Reue und Geständnis

Tatort: Das Arbeitszimmer einer Prostituierten
Einer der Angeklagten, ein 16-Jähriger, sagt aus: Man habe sich getroffen und sei dann zu der Prostituierten gefahren. Ein weiterer der Angeklagten habe die Frau mit einer Pistole geschlagen, zu viert seien sie in deren Wohnung gewesen. "Dann sind wir mit ihrer Handtasche raus und in alle Richtungen abgehauen".
Er selbst bereue zutiefst, was er getan habe. Der 16-Jährige wörtlich: "Ich entschuldige mich und schäme mich dafür, was ich getan habe. Es war gedankenlos."
Ähnlichkeiten zu anderem Prozess
Der Ideengeber für die Überfälle sie ein 20-jähriger Bekannter gewesen. Dessen Name ist am Wuppertaler Landgericht nicht unbekannt. Im August wurde der 20-Jährige zu zwei Jahren Jugendstrafe verurteilt - wegen des Überfalls auf eine Prostituierte. Im Prozess damals gab es vier weitere Angeklagte. Die Übereinstimmungen in beiden Verfahren sind augenfällig.
Im Prozess im August hatte es geheißen, die "Erwachsenen" dort hätten den Jugendlichen den Tipp gegeben: Prostituierte zu überfallen lohne sich. Die meisten würden eh schwarz arbeiten und sich daher nicht trauen, zur Polizei zu gehen.
Was trieb die Angeklagten an?
Im Raum steht die Frage: Wie sind solch junge Menschen dazu fähig? "Wir wissen, dass es sich bei den Angeklagten weit überwiegend um Flüchtlinge handelt. Um Flüchtlinge, die aus dem arabischen Raum nach Deutschland eingewandert sind", so Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert, "ob das mit den Taten in Zusammenhang steht, das können wir nur vermuten. Möglicherweise spielt das Bild der Wertigkeit von Frauen eine Rolle, die in der Prostitution tätig sind".
Für die kommenden Verhandlungstage haben alle sechs Angeklagte eine Aussage angekündigt.
Über dieses Thema berichtet auch WDR 2 und die Lokalzeit Bergisches Land