Rechtsgutachten Missbrauch: Vatikan verteidigt Woelki

Stand: 03.05.2022, 13:00 Uhr

Die Finanzierung der beiden Rechtsgutachten zum Umgang mit Betroffenen sexualisierter Gewalt im Kölner Erzbistum war rechtens. Das ist die Rechtsauffassung der Kongregation für Bischöfe in Rom.

Von Frank Piotrowski

Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich bei der Finanzierung der beiden Rechtsgutachten zum Umgang mit Betroffenen sexualisierter Gewalt im Kölner Erzbistum nichts zu Schulden kommen lassen. Auch die Einschaltung von PR-Spezialisten für mehrere 100.000 Euro war rechtens. So geht es aus der Rechtsauffassung der Kongregation für Bischöfe in Rom hervor, die heute einem Kreis von Journalisten zur Einsicht vorgelegt wurde.

BB-Fonds: Woelki darf ausgeben ohne zu fragen

Auch seinem derzeit noch im Amt befindlichen Generalvikar Markus Hofmann attestiert die Behörde des Papstes korrektes Verhalten. Bezahlt wurden Millionenbeträge aus einem Fonds des erzbischöflichen Vermögens, dem sogenannten BB-Fonds. Der wurde im Laufe von Jahrzehnten durch Abgaben der Priester im Erzbistum angespart. Auch Entschädigungszahlungen für Betroffene sexualisierter Gewalt im Erzbistum wurden damit bezahlt.

Die päpstliche Behörde hat bei ihrer Untersuchung herausgestellt, dass der jeweilige Erzbischof mit den Geldern tun könne, was er für die Belange der Kirche für richtig halte. Er müsse auch keine Kirchengremien fragen.

Das ist sonst zum Beispiel bei der Ausgabe von Kirchensteuergeldern der Fall. Die vatikanische Behörde hatte die Finanzierungspraxis auf Eingabe des apostolischen Administrators überprüft. Der hatte Woelki während seiner fünfmonatigen Auszeit vertreten.

Keine erneute Übernahme von hohen Priester-Schulden

Der Kölner Erzbischof zeigte sich erleichtert über die Entscheidung. Er kündigte an, den Fonds auch noch kirchenunabhängig überprüfen zu lassen. Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft soll damit beauftragt werden.

Er machte klar, dass die kürzlich bekannt gewordene Bezahlung von Schulden und Steuern in Höhe von mehr als einer Million Euro für einen Priester in einer Notsituation heute von ihm nicht noch einmal aus dem BB-Fonds veranlasst würde. Priestern in einer extremen Notsituation solle in anderer Form geholfen werden.

Das Erzbistum hatte kürzlich eingeräumt, dass es unter dem Priester Unregelmäßigkeiten mit Gemeindegeldern gegeben hatte. Erste Meldungen, unter den Schulden seien auch Spielschulden gewesen, weist das Erzbistum zurück. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes will das Erzbistum die Gründe für die Schulden nicht veröffentlichen. Der Priester ist weiterhin beim Erzbistum beschäftigt.

Woelki wartet auf Entscheidung des Papstes

Bei seiner Rückkehr ins Amt hatte Rainer Maria Woelki dem Papst den Rücktritt vom Amt angeboten. Dies geschah auch unter dem Eindruck des massiven Widerstands, auf den der Erzbischof in Teilen der Gläubigen trifft. Ob die heutige Einschätzung zum Finanzverhalten eine Vorentscheidung zum Verbleib des umstrittenen Kardinals ist, bleibt reine Spekulation. Es ist weiterhin völlig unklar, wann mit der Entscheidung des Papstes zu rechnen ist.