Domchor boykottiert Kölner Erzbischof Woelk

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Protest gegen Woelki: Boykott-Aktion des Domchors in Köln

Stand: 11.04.2022, 08:59 Uhr

Mit einem musikalischen Teilboykott hat das Vokalensemble des Kölner Doms am Palmsonntag gegen Kölns Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki protestiert. Nur acht der sonst 50 Chorsänger traten in einer Messe auf.

Es war eine kleine Abordnung: Statt 50 sangen lediglich acht Vokalensemble-Mitglieder des Kölner Doms am Palmsonntag während einer Messe mit dem Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki. Die Sänger, die dabei waren, sind überwiegend protestantischen Glaubens - oder nicht heterosexuell.

Die Aktion richtete sich gegen die umstrittene Amtsführung von Woelki. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, die Aufklärung sexualisierter Gewalt im Erzbistum auszubremsen.

Woelki ging nicht auf die Aktion ein

Einige Mitglieder eines Chors singen im Dom

Der Großteil der Chroplätze im Kölner Dom blieb leer

Woelki, der offenbar bereits am Freitag vorgewarnt worden war, ging während der Messe mit keinem Wort auf die Aktion ein. In seiner Palmsonntagspredigt appellierte der 65-jährige Kardinal an die Gemeinde, die Karwoche zu nutzen, um "für den Frieden in der Welt zu beten, zu arbeiten und ihn vor allen Dingen im eigenen Leben zu leben".

Schon nachdem Woelki aus seiner fünfmonatigen Auszeit zurückgekehrt war, hatte es bei einer Probe des Chors vor drei Wochen über seine Rückkehr offenbar eine Diskussion gegeben. Darin soll es um die schwierigen Verhältnisse im Kölner Erzbistum gegangen sein und darum, ob nun alles so weiter gehe.

Einige Chormitglieder schrieben dem Kardinal daraufhin einen Brief, weil sie mit ihm über Reformen im Erzbistum sprechen wollten. Seit drei Wochen warten sie auf eine Antwort. Woelki hatte zuvor immer wieder betont, mit der Kirchenbasis ins Gespräch kommen zu wollen.

Nur Queere und Protestanten singen vor Woelki

Dieser Widerspruch zwischen seiner Ankündigung und dem Verhalten des Kardinals führte nun offenbar dazu, dass der Großteil der Chormitglieder nicht auftreten wollte. Und das, obwohl der Auftritt an diesem Palmsonntag für das Vokalensemble des Kölner Doms ein Jubiläumsauftritt ist. Vor 25 Jahren wurde das Vokalensemble des Doms gegründet.

Ganz ausfallen sollte der Auftritt beim Palmgottesdienst im Kölner Dom nicht, so Chormitglied Edith Timpe im Gespräch mit dem WDR am Samstag. Die acht Sänger, die auftreten, seien ausschließlich queere Menschen und Protestanten, so die katholische Religionslehrerin.

Chormitglieder singen in anderen Kirchen

Wie der Kardinal das findet, hat das Erzbistum bisher nicht verraten. Für den WDR war bisher niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Domkapellmeister Eberhardt Metternich hatte gegen die Vorgehensweise seiner Chormitglieder nichts einzuwenden. Schließlich repräsentiere der Chor die Kölner Gesellschaft. Es sei nicht das erste Mal, dass der Chor in so kleiner Besetzung aufgetreten sei. Auch wegen Corona sei das in der Vergangenheit bereits notwendig gewesen. 

Die Sängerinnen und Sänger, die nicht für den Kölner Erzbischof singen wollten, sind am Sonntag aber trotzdem auftreten. Sie sangen in drei anderen Kölner Kirchen, auch jeweils in einer Besetzung von acht Chormitgliedern.