Der junge Vogel im Wald sitzt am Boden, hat kaum Federn und reißt mitleiderregend den Schnabel auf. Viele Menschen wollen Tieren in solchen Momenten helfen, haben aber keine Ahnung, was zu tun ist. Viele sind auch unsicher, wohin sie einen verletzten Igel bringen können, der durch den Garten humpelt.
Für solche Fälle gibt es jetzt im Kreis Euskirchen und seiner näheren Umgebung die "Wildtierhilfe Nordeifel". In dem Netzwerk arbeiten das Kreisveterinäramt, der NABU, die Dr. Axe-Stiftung Bonn und die Eifel-Stiftung mit Tierärzten und Tierpflegestellen zusammen, um verletzten Wildtieren zu helfen.
Hotline für Rat und Tat
Zentraler Bestandteil ist dabei ein Hilfetelefon: Wer ein Wildtier in Not findet, kann dort anrufen und bekommt fachkundigen Rat. Auch eine Online-Meldung ist möglich. Die Expertinnen und Experten der Hotline können dann einschätzen, ob zum Beispiel der junge Vogel am Boden wirklich menschliche Hilfe braucht - oder nicht. Das ist oft nämlich überhaupt nicht der Fall, weiß der Leiter des Kreisveterinäramts Dr. Jochen Weins: "Vor allem in der Brutzeit gibt es viele Anrufe von Leuten, die einen in ihren Augen hilflosen Jungvogel gefunden haben", berichtet er. Dabei würden die Jungtiere noch von ihren Eltern versorgt und sollten nicht mitgenommen werden.
Fachkundige Hilfe
Viele Menschen würden bei einem Tierfund auch das Ordnungsamt oder die Feuerwehr rufen, weil sie keine Ahnung haben, erzählt Weins. Immer wieder gebe es Anrufe, dass eine Schlange im Garten sei, die sich dann aber als völlig normale heimische Ringelnattern herausstellten. Die Wildtierhilfe Nordeifel kann auch in solchen Fällen mit ihrem Wissen über Wildtiere weiterhelfen und zusätzlich mit ihrer Vernetzung: Die Fachleute am Telefon geben Auskunft darüber, wohin man den verletzten Igel bringen kann oder sie koordinieren, wer das Tier abholt.
Dokumentieren und Finanzieren
Ein weiterer Zweck des neuen Netzwerks ist die Dokumentation: Durch die zentrale Hotline bekommt man einen besseren Überblick über Zahl und Art der Funde von Wildtieren. Weins hofft auf "belastbare Zahlen in Zukunft". Nicht zuletzt dient das Netzwerk auch der finanziellen Unterstützung der ehrenamtlichen Wildtierhelferinnen und -helfer: Mit den beiden Stiftungen als Geldgeber können zum Beispiel zumindest das Material der Tierärztinnen und Tierärzte, die Fahrerinnen und Fahrer und die Spritkosten erstattet werden.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort