Wespennest entfernen: Wie man unseriöse Anbieter erkennt

Stand: 05.08.2022, 10:24 Uhr

Sie setzen ihre Opfer unter Druck, verlangen horrende Summen für ihre Dienste: Vermeintliche Schädlingsbekämpfer wollen schnelles Geld verdienen mit der Entfernung von Wespennestern. Eine Frau aus Wachtberg wäre fast darauf reingefallen. Wie man sich schützen kann. 

Von Marius Reichert

Es ist ein kleiner Spalt zwischen zwei Holzlatten. Darin fühlen sich hunderte Wespen offenbar pudelwohl. Kerstin Selhausen aus Wachtberg macht das Angst. Sie befürchtet, dass das Wespennest größer werden könnte - und ihre Fassade angreift: „Man weiß ja, dass der Kot sehr aggressiv ist und die Balken zerstören kann.“ 

Vorsichtig bei 0800er-Nummern

In ihrer Not suchte sie nach Hilfe über eine Suchmaschine. Sie wählte das erstbeste Angebot, rief eine 0800er-Nummer an. „Heute weiß ich, dass das der erste Fehler war“, sagt sie. Denn der vermeintliche Schädlingsbekämpfer entpuppte sich als Abzocker. „Ich habe an den Äußerungen gemerkt, dass er sich gar nicht mit Wespen auskennt, dass er sofort Gift einsetzen wollte. Das passte alles nicht zusammen“, erinnert sich die Wachtbergerin. Oftmals agieren im Hintergrund gezielt Banden, täuschen regionale Nähe vor. 

Bekannte Masche 

Der Mann machte Druck, forderte Kerstin Selhausen auf, einen Vertrag zu unterschreiben. Eine übliche Masche, die man bereits von Schlüsselnotdiensten kennt, sagt Yvonne Schürmann von der Verbraucherzentrale Bonn. Sie rät in solchen Fällen: „In keinem Fall sollte man etwas unterschreiben, sondern sich ganz genau aufschreiben lassen, welcher Preis für welche Leistung veranschlagt ist.“ Gerade alleinstehende Frauen könnten schnell zu Opfern werden. „Am besten bitten Sie bei solchen Terminen einen Nachbarn dazu“, sagt Yvonne Schürmann. Und wer sich ganz unsicher ist oder bedrängt fühlt, sollte sofort die Polizei rufen. 

Abzock-Fälle nehmen zu

Den unteren Naturschutzbehörden in der Region Bonn/Rhein-Sieg werden immer wieder solche Fälle gemeldet. Ein Merkmal: Die Rechnungen sind außerordentlich hoch. Kerstin Selhausen hätte über 300 Euro zahlen sollen; normal sind laut Verbraucherzentral Preise zwischen 80 und 130 Euro. 

Den mutmaßlichen Abzocker hat sie rechtzeitig nachhause geschickt. Um ihr Wespennest kümmert sich nun der Bonner Imker Klaus Maresch. Bei jedem Einsatz prüft der Experte genau, ob man ein Nest umsiedeln kann, oder ob es doch abgetötet werden muss. Denn viele Wespenarten stehen unter Naturschutz. „Der Gesetzgeber gibt uns da klare Regeln vor - bei Gefahr oder schwierigem Gelände ist es allerdings erlaubt, ein Wespennest abzutöten“, weiß Maresch. 

Mit einer giftigen Substanz betäubt er die Wespen in dem Nest. Nach kurzer Zeit fliegt keine Wespe mehr in den Spalt zwischen den Holzlatten des Fachwerkhauses. In ein paar Wochen kommt er wieder, um zu überprüfen, ob das Nest wirklich leer ist.

Über dieses Thema haben wir am 04. August 2022 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.