Werkwohnungen in Bonn: Oldie-Idee erlebt Renaissance

Stand: 19.01.2023, 12:26 Uhr

Die Stadtwerke Bonn (SWB) wollen neue Wege gehen, um Arbeitskräfte zu binden: Sie planen, für ihre Angestellten werkseigene Wohnungen zu bauen. So wollen sie auch den hohen Mieten in der Stadt ein Schnippchen schlagen.

Von Ditmar Doerner

Wer beispielsweise von Rheinland-Pfalz nach Bonn kommt, weil er in der Stadt eine neue Arbeit gefunden hat, reibt sich verwundert die Augen, wenn er die Mieten betrachtet. Viele Wohnungen in Bonn liegen vom Preisniveau über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Für die Bonner Stadtwerke bedeutete das in den vergangenen Monaten im einen oder anderen Fall, dass frei gewordene Stellen für Bus- und Bahnfahrer nicht nachbesetzt werden konnten. Grund: Durchschnittlich 14 Euro pro Quadratmeter können oder wollen sich viele nicht leisten.

Alte Idee neu gedacht

Ein Bus- oder Bahnfahrer der Stadtwerke Bonn verdient durchschnittlich 3 300 Euro brutto im Monat. Wohnt er in Bonn, zahlt er häufig 30 bis 40 Prozent davon für seine Miete. Deswegen prüfen die Stadtwerke nun, wie viel Bedarf für Werkwohnungen bei ihren Mitarbeitern besteht und wo man Wohnungen bauen könnte. Damit werde der Arbeitgeber SWB attraktiver, außerdem würden neue Mitarbeiter enger an das Unternehmen gebunden, so Stadtwerke-Chef Olaf Hermes.

Zu jungen Hauptstadtzeiten hatte der Bund in Bonn bereits in den 1950er und 1960 tausende Wohnungen gebaut, vor allem für kleinere Beamte, Sekretärinnen und andere Bedienstete in den unteren Gehaltsklassen. Auch im Ruhrgebiet lebten tausende Familien in Werkwohnungen fußläufig an ihrem Arbeitsplatz, der Zeche.

Idee mit Umweltschutzeffekt

Der Deutsche Gewerkschafts-Bund DGB begrüßt die Idee der Bonner Stadtwerke. Zum einen wegen der Standortsicherung, zum anderen, weil auch die Umwelt profitiere. „Wenn man sich einmal überlegt, dass wir hier in Bonn 180 000 Einpendler haben in Relation zu 40 000 Auspendlern, die da sind, kann man sich vorstellen, wie viel man von diesem Pendelverkehr entlasten könnte, wenn man Wohnungen schaffen würde“, argumentiert Bernd Weede vom DGB Bonn/Rhein-Sieg.

In den kommenden Monaten wollen die Stadtwerke Bonn den genauen Bedarf an Werkwohnungen ermitteln, darauf basierend wird anschließend über die Zahl von Werkwohnungen nachgedacht.

Bis dahin wird allerdings der Wohnungsmarkt auch für die Mitarbeiter der Stadtwerke Bonn schwierig und teuer bleiben.

Über dieses Thema haben wir am 18. Januar 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet

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