Vogelspinne im Botanischen Garten in Bonn ausgesetzt

Stand: 16.11.2022, 20:21 Uhr

Spinnenalarm im Botanischen Garten in Bonn. Mitarbeiter haben dort eine große südamerikanische Vogelspinne entdeckt. Das Tier kann wohl kaum von zuhause allein ins Tropenhaus gekommen sein. Deshalb sind sie sauer, weil jemand die Spinne offenbar dort ausgesetzt hat.

Von Anette Flentge

Für die Gärtner im Botanischen Garten war es ein Schock. Sie waren gerade dabei, den jährlichen Ficus-Schnitt im Tropenhaus zu machen. Simon Momper stand auf der Leiter und schnitt Blätter ab. Dabei fiel die Spinne runter, sagt er. Sie habe unter einem der großen Blätter gesessen, erzählt sein Gärtner-Kollege Jörg Dombrowski. Ein Schüler-Praktikant habe sich so erschreckt, dass er erstmal einen Satz nach hinten gemacht habe.

Südamerikanische Vogelspinne ist nicht giftig

Hans-Joachim Krammer sitzt neben dem Terrarium, in dem sich die Spinne befindet.

Die Spinne ist im Museum König bei Biologe Hans-Joachim Krammer untergekommen.

Mit einer Vogelspinne hatte hier niemand gerechnet. Und wie giftig sie ist, konnten die Mitarbeiter auf die Schnelle nicht einschätzen. Mit einem Eimer fingen sie das Tier ein und riefen die Tiernotrettung. Und die brachte es ins Bonner Museum König. Dort lebt die Spinne jetzt im Terrarium bei Hans-Joachim Krammer. Der Diplom-Biologe hat sie „Alma“ genannt - und gibt Entwarnung: „Wie alle Vogelspinnen-Arten aus Südamerika ist sie nicht gefährlich. Die sind alle sehr schwach giftig. Das reicht um die Beutetiere, also Insekten, zu töten, aber ist für den Menschen ungefährlich.“

Alma geht es offenbar im Terrarium gut. Sie habe Futter bekommen und sich schon gehäutet. Das sei ein gutes Zeichen.

Spinne aussetzen sei grob fahrlässig

Die Mitarbeiter im  Botanischen Garten ärgern sich, dass jemand offenbar das Tier im Tropenhaus einfach ausgesetzt hat.  Für den Kollegen auf der Leiter hätte das übel enden können. Schließlich könne keiner sagen, wie man reagiere, wenn so ein Tier plötzlich übers T-Shirt oder den Arm läuft. Simon Momper hatte zudem eine große Schere in der Hand. Glücklicherweise hatte er selbst das Tier erstmal nicht gesehen.

Im Botanischen Garten werden öfter Tiere ausgesetzt

Ihr Kollege Michael Neumann arbeitet seit 28 Jahren hier und hat schon so einiges im Botanischen Garten außen und innen entdeckt, was dort nicht hingehört. Im Tropenhaus-Wasserbecken hätten schon mal Piranhas geschwommen und eine Schnappschildkröte. „Das war richtig gemein“, sagt er. „Ich arbeite ja hier in dem Becken und sammle Blätter raus. Und dann schoss auf einmal eine Riesenschildkröte an mir vorbei – etwa 30 Zentimeter groß. Und die können ja tatsächlich einen Finger mit einem Biss abbeißen.“  

Tiere nur nach Absprache in den Botanischen Garten setzen

Außer winzigen Fischen, die Insekten fressen und Fröschen, die hier selbst eingewandert sind, gehören fremde Tiere einfach nicht ins Tropenhaus, sagt Michael Neumann. Einmal hätten sie sogar das komplette Becken leeren müssen. Jemand hatte einen Grundbarsch hier eingesetzt. Der  habe die Erde im Wasser so aufgewühlt, dass dadurch die Pflanzen eingingen. Man könne ja durchaus mit ihm reden, wenn man Tiere hierher bringen will. „Dann möchte ich aber beurteilen, was es für ein Tier ist und ob es für uns geeignet ist oder nicht.“

Alma sei jedenfalls nicht geeignet. Die soll vielleicht später an einen Spinnenliebhaber vermittelt werden.

Über dieses Thema haben wir am 16. November 2022 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr.

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