Getöteter Gino: 22-Jähriger bleibt in U-Haft

Stand: 16.06.2022, 15:20 Uhr

Der Haftbefehl gegen den Mann, der den neunjährigen Gino in Kerkrade getötet haben soll, ist am Donnerstag um 90 Tage verlängert worden. Mittlerweile wird er nicht mehr nur der Entführung und des Mordes verdächtigt.

Die Ermittler prüfen auch, ob er kinderpornografisches Material besessen hat. Donny M. hatte der Polizei von dem späteren Fundort der Leiche - einem Garten in der Nähe seiner Wohnung im niederländischen Geleen - berichtet. Ob er den neunjährigen Gino sexuell missbraucht hat, steht noch nicht fest. Für die Behörden ist er kein Unbekannter.

Tatverdächtiger ist der Polizei bekannt

2017 war er zu einer Jugendstrafe verurteilt worden, weil er zwei kleine Jungen angegriffen und mindestens einen von ihnen missbraucht hatte. Zudem war er 2015 wegen versuchten Mordes verurteilt worden, weil er einen Stein von einer Autobahnbrücke geworfen und dabei ein Auto knapp verfehlt hatte. Er bekam 100 soziale Arbeitsstunden, die Hälfte davon auf Bewährung.

Beisetzung im engsten Familienkreis

Gino war am Dienstag (14.06.2022) in Maastricht im engsten Familienkreis beigesetzt worden. Er war Anfang Juni von einem Spielplatz in Kerkrade verschwunden und später tot aufgefunden worden. Eine Woche vor seinem Tod war er zu seiner älteren Schwester in Kerkrade gezogen, weil seine Mutter krank war und sich nicht um ihn kümmern konnte. Die Schwester wartete darauf, das Sorgerecht zu übernehmen.

Gino wollte am Abend seines Verschwindens noch Fußball spielen und wurde zwischen 19.30 und 20.30 Uhr zum letzten Mal an dem Spielplatz in Kerkrade gesehen. Als er gegen 19.30 Uhr nicht zurück war, hatte die Schwester die Polizei eingeschaltet. Gino war zu diesem Zeitpunkt mit einem schwarzen Roller mit roten Handgriffen unterwegs. 

In der Nähe eines Schwimmbads im niederländischen Landgraaf, etwa fünf Kilometer entfernt von Kerkrade, wurde ein solcher Roller am darauffolgenden Abend gefunden. Per DNA-Analyse fand die Polizei heraus, dass es Ginos Roller ist.

Schweigemarsch für Gino

Vergangene Woche Mittwoch (08.06.2022) hatte es einen Schweigemarsch für Gino gegeben. Einige Tausend Menschen hatten sich beteiligt. Die Route führte vom Eurode Business Center in Kerkrade zu dem Spielplatz, wo Gino zum letzten Mal lebend gesehen worden war.

200 Autos und Motorräder bildeten eine Ehrengarde. Gino sei verrückt nach dieser Art von Fahrzeugen gewesen, sagte die Familie. Sie wünschte sich einen respektvollen und würdigen Schweigemarsch.

Trauer und Schock bei Familie und Anwohnern

Die Familie des Kindes ist nach Angaben einer Sprecherin in einem Schockzustand. "Die Trauer ist nicht zu beschreiben und schrecklich", heißt es in einer Erklärung. Auch in Kerkrade und Geleen standen die Menschen unter Schock, nachdem bekannt geworden war, dass es sich bei dem getöteten Kind um den vermissten Gino handelt.

Zahlreiche Menschen kamen an den Fundort der Leiche in Geleen und zu dem Spielplatz in Kerkrade, wo der Junge zuletzt gesehen worden war, um Blumen, Zeichnungen und Plüschtiere zu bringen.

"Die Menschen hier sind sehr schockiert. Die Menschen haben das nicht erwartet. Sie haben die Nachrichten verfolgt, dass Gino zwei oder drei Tage vermisst wurde. Und jetzt sind sie plötzlich dadurch mit dem Fall in Berührung gekommen, dass hier die Leiche des Jungen gefunden wurde und der Verdächtige wohnt", schilderte der niederländische Fernseh-Journalist Moonen dem WDR.