Woelki gewinnt gegen Springer Verlag

00:30 Min. Verfügbar bis 26.04.2024

Kölner Kardinal gewinnt vor Gericht gegen Springer Verlag

Stand: 26.04.2023, 11:07 Uhr

Wusste der Kölner Kardinal Woelki von Missbrauchs-Vorwürfen gegen einen Priester, den er später beförderte? Die Bild-Zeitung hatte es so geschrieben. Das dürfe sie nicht, urteilte jetzt das Landgericht Köln.

Von Markus Schmitz und Christina Zühlke

Seit Monaten streiten sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Axel Springer Verlag um mehrere Berichte in der Bild-Zeitung. Der Geistliche wirft dem Verlag Falschberichterstattung vor. Er hat recht, entschied das Landgericht Köln am Mittwoch.

Nach Bild-Recherchen kannte Woelki viele belastende Berichte, Protokolle aus der Missbrauchs-Akte und eine  deutliche Warnung der Polizei“, so schrieb es Bild-Reporter Nikolaus Harbusch. Drei Tage lang wurde vor dem Landgericht Köln verhandelt, um durch zwei Zeugen herauszufinden, ob die Aussage der Zeitung stimmte.

Widersprüchliche Aussagen

Weder die ehemalige Sekretärin des verstorbenen Kardinals Meisner noch der ehemalige Missbrauchsbeauftragte des Bistums konnten allerdings bestätigen, dass der Kölner Kardinal die Dokumente kannte. Beide Zeugen sagten aber, dass sie dem Kardinal Informationen gegeben hätten.

Der ehemalige Missbrauchsbeauftragte stellte ihm nach eigenen Angaben eine Akte zur Verfügung. Woelki sagte, dass er diese nicht gelesen habe. Die Sekretärin gab vor Gericht an, dass Woelki sie angerufen habe, um über den betreffenden Priester Informationen zu bekommen. Die Sekretärin kannte den Priester gut und gab Woelki, so ihre Aussage, etliche Details.

Kölner Kardinal gewinnt vor Gericht gegen Springer Verlag

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Ende März war Kardinal Woelki dann selbst am Landgericht geladen, um in diesem Zivilprozess Fragen zu beantworten. Eine in Deutschland seltene Situation, dass ein Erzbischof Prozesse führt und dann auch selbst aussagt. Und wieder ging es um die Frage, ob Woelki zum Beispiel ein Warnschreiben der Polizei aus der Personalakte eines Priesters kannte.

Dokument warnte vor Priestereinsatz

In dem Dokument wurde dringend dazu geraten, diesen Priester wegen seiner Neigung zu Jugendlichen nicht mehr dort einzusetzen, wo sich auch Kinder und Jugendliche befinden. Der Kölner Kardinal beförderte den Mann in Düsseldorf dennoch. Er habe das Schreiben nicht gekannt, sagte er vor Gericht und auch schon zuvor in einer eidesstattliche Erklärung. An das Telefonat mit der Sekretärin könne er sich nicht erinnern.

Nach der Aussage des Kardinals Ende März zeigten sich viele Beobachter irritiert. Auch die Vertreter der Zeitung waren überrascht. Der Anwalt Manuel Banck sagte, dass der Kardinal völlig desinteressiert an den Vorgängen gewesen sei.

"Wenn man antritt als jemand der Aufklärung betreiben will, dann schaut man doch mal bei Vorfällen, bei denen es Gerüchte gibt, mal selbst in die Akte oder fragt kritisch nach." Manuel Banck, Anwalt

Anzeige wegen Falschaussage?

Der Kölner-Stadtanzeiger berichtet am Mittwoch, dass eine Anzeige gegen Kardinal Woelki erstattet wurde, wegen Verdachts einer Falschaussage vor Gericht. Die Anzeige liegt auch dem WDR vor, die Staatsanwaltschaft hat den Eingang allerdings noch nicht bestätigt.

Das Erzbistum widerspricht dem Vorwurf einer Falschaussage auf WDR Nachfrage. Als der Kardinal Woelki zu einem Gesprächsprotokoll befragt worden sei, habe er zwar gesagt, dass ihm "bis heute" niemand etwas über die Vorwürfe des Herrn H. berichtet habe. Diese Aussage beziehe sich aber alleine auf das Gesprächsprotokoll und dessen Inhalt. Einen vierseitigen Brief, in dem die Vorwürfe an Rom gemeldet wurden, habe der Kardinal zwar beauftragt und unterschrieben, "er kann sich aber nicht erinnern", das Schreiben gelesen zu haben.

Tatsächlich hatte Woelki vor Gericht gesagt, dass es damals lediglich Gerüchte über Saunabesuche des Priesters mit Messdienern gab, oder dass der Priester Jugendliche "durchgekitzelt" habe.

Woelkis Anwalt sagte nach der Vernehmung Woelkis, dass sich Kardinäle nicht selbst um Einzelfälle kümmern sollen und so den Anschein erwecken könnten, dass keine unabhängige Untersuchung stattfinde.

Über dieses Thema haben wir am 26. April 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Köln, 19:30 Uhr berichtet.