Aachen: Drogendealer zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt

Stand: 19.07.2022, 16:00 Uhr

Vor dem Landgericht in Aachen sind die Urteile in einem großen Drogenprozess gefallen - nach neun Monaten Verhandlungsdauer.

Ein Drogendealer ist am Dienstag vom Landgericht zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der 29-Jährige hatte über ein abhörsicheres Handy mit Verschlüsselungssoftware Marihuana- und Kokaingeschäfte gemanagt. Das Gericht geht von Drogendeals im Wert von rund 300.000 Euro aus. Ein Mitangeklagter wurde freigesprochen.

Außenansicht des Aachener Landgerichts mit dem Schriftzug Justizzentrum Aachen

Erst am letzten Prozesstag hatte der Hauptangeklagte die Vorwürfe weitgehend zugegeben. Laut Anklage hatte der 29 Jahre alte Aachener über das abhörsicheres Handy zwischen April 2020 und Februar 2021 große Drogengeschäfte abgewickelt. Die sogenannten Krypto-Handys des ehemaligen Messengerdienstes „EncroChat“ waren international beliebt – laut BKA vor allem bei Kriminellen.

Festnahmen nach Hackerangriff

Französische Ermittler konnten sich jedoch in das System einhacken und tausende Daten abgreifen. Daraufhin kam es in ganz Europa zu Hunderten von Festnahmen. Auch der 29 Jahre alte Mann aus Aachen kam in Untersuchungshaft. Für ihn hat der Staatsanwalt bereits neun Jahre Gefängnis gefordert, für einen mutmaßlichen Helfer zweieinhalb Jahre. Die Verteidiger plädieren auf mildere Strafen.

Kritik von Anwälten

Europaweit laufen derzeit viele Drogenprozesse, in denen die Krypto-Handys von „EncroChat“ eine Rolle gespielt haben sollen. Dabei ist die Verwendung der Daten, die von französischen Ermittlern gesammelt und an die jeweiligen nationalen Justizbehörden weitergereicht wurden, bei Anwälten heftig umstritten. Es fehle an Transparenz, so der allgemeine Vorwurf. „EncroChat“ hat seinen Dienst inzwischen eingestellt.