In Hürth wird in Zukunft aus Klärschlamm Energie

Stand: 30.03.2023, 17:35 Uhr

In Hürth hat das Energieunternehmen RWE mit dem Bau eines Kraftwerks begonnen, in dem nur noch Klärschlamm verbrannt werden soll. In drei Jahren soll die Anlage fertig sein. Mit einem symbolischen Spatenstich erfolgte am Donnerstag der Startschuss für das Projekt.

Von Heinz Horst

In dem Hürther Kraftwerk auf dem Chemiehügel Knapsack sollen jährlich 180.000 Tonnen Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen in Energie umgewandelt werden. Und dies CO2-neutral, sagt RWE. Außerdem sichere das Projekt die langfristige Entsorgung der Klärschlämme.

Plan des kunftigen Klärschlamm-Kraftwerks | Bildquelle: RWE

"Die Anlage produziert nachhaltige Energie aus dem was im wahrsten Sinne des Wortes täglich millionenfach die Toilette hinuntergespült wird", heißt es.

Neue Anlage erzeugt Wärme

Die neue Anlage braucht keine Braunkohle mehr, die bislang die notwendige Heizenergie liefert, um Klärschlamm zu verbrennen. Der Klärschlamm könne nun alleine verwendet werden, weil die Anlage Wärme erzeugt. Dadurch werde der Klärschlamm vorgetrocknet. Das Kraftwerk erzeugt hauptsächlich Wärme, den die im Chemiepark ansässigen Unternehmen und die Stadtwerke Hürth benötigen. "Die entstehende Wärme wird ökologisch sinnvoll ortsnah für die Dampf-Versorgung genutzt", sagt Christian Forkel von RWE.

Kritik vom BUND

Der Chemiepark Knapsack mit Kraftwerk und Kühlturm von RWE | Bildquelle: WDR/Karsten Schöne

Anwohner und der Umweltverband BUND Rhein-Erft haben den Bau der Anlage im Vorfeld jedoch kritisiert. Sie befürchten, dass die Geruchsbelästigung und der Verkehr zunehmen werden. Denn der Klärschlamm wird per LKW angeliefert. RWE hält dem entgegen: Dank der guten Autobahnanbindung werde der Verkehr nicht durch Hürth geführt. Außerdem sei die Anlage mit einer mehrstufigen Rauchgasreinigung ausgestattet. Insgesamt investiert RWE rund 80 Millionen Euro in das Projekt.


Schrittweiser Kohleausstieg bis 2030

Bislang verbrennt RWE nach eigenen Angaben in verschiedenen Kraftwerken im rheinischen Braunkohlenrevier bereits 900.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr. Die neue Anlage löst die Kohlemitverbrennung ab. Damit sei das Kraftwerk auch ein Teil des schrittweisen Kohleausstiegs bis 2030. Das Projekt bietet gleichzeitig die technischen Voraussetzungen, um die ab 2029 gesetzlich vorgeschriebene Phosphorrückgewinnung zu gewährleisten.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 30.03.2023 im Hörfunk auf WDR2 und im WDR-Fernsehen.