Wipperkotten in Solingen wird verkauft - 70 Jahre in Familienbesitz

Lokalzeit Bergisches Land 08.05.2025 02:57 Min. Verfügbar bis 08.05.2027 WDR Von Gaby van den Boom

Wipperkotten in Solingen wird verkauft - 70 Jahre in Familienbesitz

Stand: 09.05.2025, 11:04 Uhr

Es ist ein beliebtes Ausflusziel und hat eine lange Geschichte: Jetzt wechselt der Wipperkotten seinen Besitzer.

Von Gaby van den Boom

Das nächste Kapitel wird jetzt aufgeschlagen - in einer langen Geschichte: 1605 wurde der Schleifkotten gebaut, um die Wasserkraft der Wupper zu nutzen. Seit Anfang der 50er Jahre ist er in Privatbesitz.

Der Kölner Grafiker Hans Karl Rodenkirchen verliebte sich 1954 in das halb verfallene Anwesen. Er kaufte den Wipperkotten und rettete die historische Anlage vor dem geplanten Abriss. Jahrelang baute die Familie den alten Schleifkotten wieder auf. Seine Tochter Viola führte das Anwesen mit Museum und Bergischem Kaffee bis heute weiter.

Kaufpreis: 980.000 Euro

Viola Rodenkirchen sitzt vor dem Haus zwischen Blumen

Viola Rodenkirchen hat sich lange um den Kotten gekümmert

Das denkmalgeschützte Gebäude mit rund 450 Quadratmetern Wohnfläche und riesigem Grundstück zu pflegen und weiterzuführen, sei zu viel geworden, erklärt Viola Rodenkirchen. Ihre beiden Kinder wollten den Wipperkotten nicht übernehmen. So habe sie sich mit schwerem Herzen dazu entschlossen, das Anwesen zu verkaufen. Für 980.000 Euro steht das geschichtsträchtige Haus idyllisch direkt an der Wupper gelegen jetzt zum Verkauf.

Historisch wertvoll

Noch ihr Vater, Hans Karl Rodenkirchen, hatte in dem Fachwerkhaus ein Museum mit all den historischen Fundstücken eingerichtet - die Solinger Werkzeuggeschichte liebevoll dokumentiert. In einem eigenen Raum sind sogar Werkzeuge aus der Jungsteinzeit zu finden. Beleg dafür, dass hier schon vor 8000 Jahre Speere gefertigt wurden.

Rettungsversuche gescheitert

Ein altertümliches Kleid vor einem Holzschrank

Im Solinger Wipperkothen ist ein Museum

Gleich nebenan, im so genannten Außenkotten, betreibt ein Förderverein den letzten noch erhaltenen Schleifkotten in Solingen – als Museum. Gemeinsam mit den Nachbarn hat Viola Rodenkirchen alles versucht, das Ensemble so zu erhalten, wie es ist. Doch der Förderverein kann das Geld für den Kauf nicht aufbringen.

Stadt hat kein Geld

Man habe viele Stiftungen und sogar Solinger Schneidwaren Unternehmer kontaktiert, um das Geld aufzubringen. Ohne Erfolg. Auch Gespräche mit dem Solinger Oberbürgermeister scheiterten. Die Stadt kann sich das nicht leisten.

Erste Umweltinitiative in NRW

Dabei ist der Wipperkotten nicht nur für die Schleifer historisch bedeutsam. Denn Viola Rodenkirchens Vater gründete hier mit Gleichgesinnten 1967 die erste Umweltschutzinitiative Nordrhein-Westfalens. Die Wupper war "tot", als die Notgemeinschaft Abwassergeschädigter den Kampf gegen die Verschmutzung aufnahm. Im Wipperkotten richtete die Initiative ein Labor ein und schlug wegen der alarmierenden Wasserproben regelmäßig Alarm. Mit Erfolg: Heute leben hier wieder Vögel und Fische, die an der Wupper schon als ausgestorben galten.

Unsere Quellen:

  • Reporterin vor Ort