Ein Momaor Engel in weiß

Alt, edel und preiswert: Second-Hand-Grabstätten in Düsseldorf

Stand: 29.11.2022, 18:52 Uhr

Dieser Engel soll einmal über ihn und seine Familie wachen: Auf der Suche nach einer besonderen Grabstätte hat Carl Albrecht Schade ein historisches Grab auf dem Nordfriedhof gefunden. Weil es verwaist ist, hat er eine Patenschaft übernommen, es restauriert und kann es später auch nutzen. Eine Lösung für viele alte Grabstätten, die so neue Besitzer finden.

Auf dem sogenannten Millionärshügel des Düsseldorfer Nordfriedhofs sind Industriefamilien wie Familie Poensgen oder Haniel begraben. Genau hier möchte auch Carl Albrecht Schade einen Platz für seine Familiengrabstätte haben. Er hat sich entschieden, für ein denkmalgeschützes, aber heruntergekommenes Grab mit einem schwarz gewordenen Engel aus Carrara-Marmor auf einer großen Empore "Gräberpate" zu werden und es zu renovieren.

Ein Steinmetz hat das Grab restauriert

Die Grabskulptur ließ er von einem Steinmetz und einem Kunstschmied restaurieren. Die alten Namen wurden abgeschliffen. Jetzt sieht die Grabstätte aus wie neu: Der Stein glänzt, ist wieder glatt und strahlend weiß. Über 10.000 Euro hat er dafür gezahlt. Der Besitzer ist glücklich: "Ich habe drei Kinder und demnächst fünf Enkelkinder. Unser Ziel ist, hier unser Familiengrab zu gründen."

Historische Gräber verfallen immer mehr

Beeindruckende historische und künstlerisch wertvolle Gräber — teilweise denkmalgeschützt — sind oft in schlechtem Zustand, haben keine Besitzer mehr und drohen zu verfallen. Einige Familien wollen die Kosten nicht mehr tragen. Die Stadt Düsseldorf alleine kann den Erhalt der Gräber nicht finanzieren. 600 denkmalgeschützte Gräber gibt es auf dem Nordfriedhof, für die sich der Gärtner und Friedhofsleiter Stefan Süß einsetzt. Er sucht jetzt Paten, die die Gräber restaurieren und nutzen möchten.

Grab kostet normalerweise das Sechsfache

Carl Albrecht Schade ist jetzt so ein Pate und hat damit ein denkmalgeschütztes Grab vor dem Verfall gerettet. Der Vorteil als Gräberpate: Im Todesfall zahlt er nur eine Stelle für seine ganze Familie - 5.500 Euro für 30 Jahre. Ein Grab dieser Größe kostet normalerweise das Sechsfache.

Marmor-Engel an einem "wunderschönen Platz"

Carl Albrecht Schade gefallen viele moderne Grabsteine nicht. Mit der Grabstätte um den restaurierten Marmor-Engel ist er sehr zufrieden. "An dem Grab fasziniert mich die Lage. Es ist schön luftig, viel Sonne, das ist einfach ein wunderschöner Platz".

"Eine Herzenssache"

Friedhofleiter Stefan Süß

Stefan Süß ist seit 15 Jahren Friedhofsleiter

Auch Friedhofsleiter Stefan Süß ist glücklich, wenn die historischen Grabstätten auf diese Art von Gräberpaten gerettet werden können: "Diese wunderschönen Anlagen zu erhalten ist mir eine Herzenssache". Auch Gräber, die nicht unter Denkmalschutz stehen, können für deutlich niedrigere Preise wiederverwendet werden. Besonders wertvoll etwa seien auch manche alte Grabsteine, wenn sie aus historischen und längst geschlossenenen Steinbrüchen kommen.

Steine kosten Hunderttausende Euros

Stefan Süß findet diese Steine zu schade zum Wegwerfen: "Wenn wir Abräumaktionen haben, dann liegt die Kippe voll mit Steinen, die mal Hunderttausende an Euros gekostet haben. Wir wollen den Leuten die Möglichkeit geben, den Stein, der sowieso schon hier ist, zu übernehmen und für sich selber weiter zu nutzen". Historische Gräber und alte Steine neu zu nutzen und dabei auch noch Geld zu sparen - eine Idee, die immer mehr Düsseldorfer gut finden.