Schweinischer Streit in Heinsberg um Schlachtung der Sau Frieda

Stand: 03.06.2022, 18:06 Uhr

Die Sau Frieda sorgt bei den Tierschützern in Heinsberg und Mönchengladbach für Zwist. Eigentlich sollte sie nach einem natürlichen Leben auf dem Biohof geschlachtet und gegessen werden. Doch es kommt wohl anders. 

"Schwein haben" - so heißt das Projekt. Es sollte eigentlich den natürlichen Lebenszyklus eines Hausschweins als Nutztier dokumentieren. Von der Geburt über die Aufzucht bis zur Schlachtung. Nicht in Massentierhaltung, sondern auf dem Biohof, dem Stautenhof in Willich, lebt seit September vergangenen Jahres die Sau Frieda. In den Fokus von Tierschützern geraten ist das Projekt der Katholikenräte Heinsberg und Mönchengladbach und der katholischen Arbeitnehmerbewegung im Bistum Aachen jetzt aber dennoch.

Motto: Bewahrung der Schöpfung 

Tierhaltung, Fleischproduktion und Vermarktung kritisch betrachten und über die Unterschiede der verschiedenen Haltungsformen informieren, das war die Idee des Projekts. Von Anfang an stand dabei fest: Am Samstag vor Pfingsten sollte die dann acht Monate alte Sau vor Ort geschlachtet werden. Das Fleisch von Frieda wurde vorab von Projektteilnehmern für den Verzehr vorbestellt. Hans-Peter Katz vom Katholikenrat Mönchengladbach war dabei immer wichtig, dass es sich um ein Projekt zur Bewahrung der Schöpfung handele, welches sich kritisch mit erhöhtem Fleischkonsum und Massentierhaltung auseinandersetzt. Aber eben auch, das Schwein als Nutztier zu betrachten: "Die Absicht war, Frieda ihrem Nutzen zuzuführen." 

Veganer Verein kritisiert Projekt 

Das sieht Tierschützer Jörg Kipka völlig anders. Sein Projekt heißt Schweineleben e.V. und ist ein Verein in Heinsberg, der sich auf die Fahne geschrieben hat, dass kein Schwein getötet werden darf, um gegessen zu werden. Kipka besitzt selbst drei Hausschweine und ist nicht damit einverstanden, dass Frieda auf dem Grill landen soll. Der Begriff „Bewahrung der Schöpfung“ sei für ihn der falsche Arbeitstitel. Er kritisiert, dass bei dem Projekt der Kirchenvertreter das Schwein von Anfang an nur als Lebensmittel gesehen werde und nicht als Lebewesen mit einer Seele und Bedürfnissen: "Für uns ist jedes Schwein ein echter Freund, ein Tier, das den Wunsch hat, weiterzuleben."

Gnade für Frieda 

Tierschützer Jörg Kipka bat die Kirchenvertreter deshalb um Gnade für Frieda. Statt einem Schlachtfest am Samstag solle es lieber ein Lebensfest für Frieda geben. Weil die Kirche aber zunächst an der Schlachtung festhielt, haben er und seine Frau eine Mahnwache für den Vorabend der geplanten Schlachtung am Biohof angekündigt. "Du sollst nicht töten" ist die Botschaft an die katholische Kirche. 

Aufatmen für Frieda? 

Der Protest zeigt Wirkung. Mitte der Woche kam der Beschluss, dass Frieda nun doch nicht geschlachtet werden soll. Grund: Das Thema "bewußter Fleischkonsum" sei nun in die Öffentlichkeit gerückt, das Ziel des Projektes erreicht.

"Frieda kommt nicht auf den Grill." Hans-Peter Katz, Katholikenrat Mönchengladbach 

Mahnwache findet statt 

Frieda soll nun als Zuchtsau auf dem Stautenhof leben, so Hans-Peter Katz. Auch das reicht Schweinefreund Jörg Kipka aber nicht. Er hätte die Sau lieber auf einem Gnadenhof gesehen. Friedas Leben würde nur verlängert, sie werde weiterhin für die Bedürfnisse der Menschen ausgenutzt. Seine Mahnwache will Kipka deshalb nicht abblasen.