Zu viele Schwäne auf dem Rheinauensee in Bonn?

Lokalzeit aus Bonn 11.03.2024 02:43 Min. Verfügbar bis 11.03.2026 WDR Von Anette Flentge

Zu viele Schwäne auf dem Rheinauensee in Bonn?

Stand: 11.03.2024, 18:25 Uhr

Die Tiere haben sich in den vergangenen Jahren stark vermehrt. Jetzt müssen sich die Verantwortlichen der Stadt Bonn mit der Frage beschäftigen, ob es bereits mehr Tiere gibt als das Gewässer verträgt.

Von Anette Flentge

Es sieht wirklich schön aus bei Sonnenaufgang auf dem Rheinauensee. Die Schwäne sind mit ihrem Liebesspiel beschäftigt. Aber so schön der Anblick ist, beobachtet Jan Peter Stiller vom Amt für Umwelt und Grünflächen in Bonn ihn auch kritisch. Denn die Wasservögel haben sich in den vergangenen drei bis vier Jahren stark vermehrt. Allein im großen Seeteil habe man etwa 65 Schwäne gezählt und in den Nebenseen seien auch noch welche gesichtet worden.

Kot der Wasservögel beeinträchtigt die Wasserqualität

Wieviele Tiere der See verträgt sei unklar, so Stiller. "Es ist so, dass der Kot von Wasservögeln sehr stark nährstoffreich ist. Vor allen Dingen sehr viele Phosphate beeinhaltet und die Rheinaue ist so konzipiert, dass der See am tiefsten Punkt liegt. Das heißt, dass die Wasservögel sehr stark ins Wasser abkoten, aber auch der Kot, der an Land gelassen wird, der wird beim nächsten Regenguss eingespült." Und dadurch bekommt der See überdurchschnittlich viele Nährstoffe. Der Phosphatgehalt sei doppelt so hoch wie in den Seeteilen mit weniger Wasservögeln und könnte auf Dauer problematisch werden.

Schwäne werden durch illegales Füttern angelockt

Das Füttern ist in der Rheinaue zwar verboten, aber etwa 10 Menschen werden dabei regelmäßig beobachtet. Sie lassen sich offenbar auch durch Verwarngelder von 25 bis 1.000 Euro nicht abschrecken.

Füttern verboten: Schild am Ufer eines Teichs in den Bonner Rheinauen

Mit Schildern weist die Stadt auf ein Fütter-Verbot für Tiere hin

Und angelockt durch illegale Fütterung haben die Tiere hier offenbar ein Schwanenparadies für sich entdeckt. Von falsch verstandener Tierliebe spricht Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Aus Tierschutzsicht sollte man Schwäne besser nicht füttern. Wenn man kein artgerechtes Futter verwendet, kann es schädlich sein. Die Vögel können davon krank werden, gerade die Jungtiere. Natürlich  lockt das Ganze auch Ratten an und schließlich kann es dazu kommen, dass der See "kippt", wenn  zu viele Nährstoffe eingetragen werden.

Wasserqualität genau beobachten

"Der See ist einem Monitoring unterlegen", sagt Jan Peter Schiller. Fünf Mal pro Jahr werde die Wasserqualität überprüft -  Parameter wie Nährstoffgehalt, Fein und Schwebealgen und auch wie der Sauerstoffgehalt und wie sich die Unterwasservegetation entwickelt.

Je mehr Tier, desto größer die Gefahr für die Wasserqualität. Erst im vergangenen Jahr war der See aufwendig saniert worden, weil der Phosphatgehalt nicht mehr stimmte.

Zur Not Maßnahmen, um Population einzudämmen

"Sollten wir feststellen, dass diese Werte durch die Decke gehen und dass das nicht mehr tragbar ist, dann müssten wir Maßnahmen vorsehen, wie zum Beispiel das Austauschen der Eier gegen Gipseier, das Anstechen der Eier oder das Bestreichen der Eier mit Öl."

Allerletzte Option sei das Bejagen der Tiere wie bei den Nutrias, so Stiller. Und das kann wohl kaum im Sinne derer sein, die täglich die Wasservögel füttern. Aber, wenn weiter im Rheinauensee gefüttert werde, locke das zu viele Schwäne auch von woanders an und dann werden sie sich auch weiter ungehemmt vermehren.

Unsere Quellen:

  • Bonner Amt für Umwelt und Grünflächen
  • Deutscher Tierschutzbund
  • WDR-Reporterin vor Ort

Über dieses Thema berichten wir auch am 11.03.2024 im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Bonn

Weitere Themen