Ein Schild mit der Aufschrift "Erdgas"

RWTH-Studie sieht Einsparpotenzial bei Gas-Verstromung

Stand: 28.06.2022, 16:00 Uhr

Angesichts reduzierter Erdgas-Lieferungen aus Russland hat ein Team von RWTH-Forschern untersucht, wie abhängig die europäische Stromversorgung vom Erdgas wirklich ist.

Die Studie der Aachener Wissenschaftler zeigt erhebliche Einsparpotenziale. Die Bundesregierung sieht die Kürzungen der Erdgas-Lieferungen aus Russland als unmittelbare Bedrohung der deutschen Energieversorgung. Deshalb hat sie die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Die Wissenschaftler haben nun untersucht, ob es möglich wäre, die Verstromung von Erdgas deutlich zu reduzieren.

Reduzierung um 30 Prozent verkraftbar

Das Ergebnis der Simulationen der Wissenschaftler: Der Stromsektor könnte den eigenen durchschnittlichen Energieverbrauch um 30 Prozent reduzieren, ohne dass größere Stromabschaltungen oder volkswirtschaftliche Kosten drohten. Eine 30-prozentige Verringerung der üblichen Erdgasverstromung würde etwa volkswirtschaftliche Kosten von 1,4 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Das sind nach Angaben der Wissenschaftler nur 0,01 Prozent des EU-Bruttoinlandsprodukts – die Kosten wären also beherrschbar.

Intelligentes Energiemanagement notwendig

"Dies setzt jedoch voraus, dass der Stromverbrauch im Knappheitsfall volkswirtschaftlich intelligent rationiert wird", sagt Professor Aaron Praktiknjo vom Lehrstuhl für Energiesystemökonomik der RWTH Aachen. Und Professor Albert Moser vom Lehrstuhl für Übertragungsnetze und Energiewirtschaft ergänzt: "Die Ergebnisse zeigen, dass in Knappheitssituationen auf Teile der Erdgasverstromung verzichtet werden kann." Dann könnte mit dem so eingesparten Erdgas die Versorgung von Haushalten und von der Industrie sichergestellt werden.