Run auf Sozialkaufhäuser in der Region
02:40 Min.. Verfügbar bis 02.12.2023.
Run auf Sozialkaufhäuser in Bonn und der Region
Stand: 02.12.2022, 15:43 Uhr
Inflation und Energiepreise steigen seit Monaten immer weiter an. Das Geld in vielen Haushalten ist knapp. Kleiderkammern und Sozialkaufhäuser in der Region haben Hochkonjunktur. Und immer häufiger kommen auch Menschen, die es bislang nicht nötig hatten, Gebrauchtes zu kaufen.
Von Josef Kaiser
Die Verkäuferinnen im "Lädchen", einem Second-Hand-Geschäft der Caritas in der Bonner Südstadt, begrüßen immer häufiger Menschen, die zum ersten Mal kommen. "Das sind Kunden, die es bisher gewohnt waren, immer neue Ware zu kaufen", sagt Christine Stahl da Agueda. Aber durch die gestiegenen Preise für Lebensmittel, Heizung und Strom gebe es jetzt bei vielen ein Umdenken. Ihre Kollegin erzählt von einer Seniorin, die sich die Heizkosten nicht mehr leisten könne. "Die Dame sitzt bei 12 Grad in ihrer Wohnung und hat sich Pullover gekauft." Alles, was hier im Lädchen verkauft wird, stammt aus Spenden. Verkauft wird die Ware für kleines Geld. Ein Pullover für 6 Euro oder eine Mütze für 3 Euro. Die Spendenbereitschaft sei noch immer sehr hoch.
Spender zögern mit der Abgabe
Das bestätigt auch Jan Erik Meyer. Er leitet das Zentrallager Sachspenden Bonn. Von hier aus werden mehr als 1000 private und caritative Gruppen in der Region versorgt. Auch hier wächst die Zahl der Abnehmer, darunter vor allem Familien, die ukrainische Flüchtlinge aufgenommen haben. Noch gebe es zwar keine Engpässe im Sortiment, sagt der Betriebsleiter. Aber die Spenderinnen und Spender seien nicht mehr so spontan. "Wenn wir früher zu Spenden aufgerufen haben, war der Laden nach zwei Tage mit den entsprechenden Sachen voll. Heute zögern viele, weil sie nicht genau wissen, ob sie die Sachen eventuell nicht doch selbst noch brauchen. Da verspüren wir eine gewisse Unsicherheit." Aktuell werde vor allem Winterbekleidung benötigt.
Kundschaft aus der Mittelschicht
Auch bei der Nachbarschaftshilfe, die in Sankt Augustin ein Möbel- und ein Sozialkaufhaus betreibt, sind die Regale noch gut gefüllt. Gekauft wird hier aber nicht nur von Leuten mit wenig Geld. "Die Mehrheit unserer Kunden gehört schon zu den Bedürftigen, aber die Situation hat sich ein Stück weit geändert", berichtet Geschäftsführer Heinz-Peter Schumacher. In den letzten Wochen seien auch viele Kunden aus der so genannten Mittelschicht dazu gekommen. "Die kaufen hier alles, über Bekleidung, Hausrat bis zu Möbeln."
Über dieses Thema haben wir am 1. Dezember 2022 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr